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Familienzentrum macht Angebote für Kids
Angebote für Kinder helfen auch Eltern und in der Schule weiter
Seit 2014 gibt es das „Familienzentrum Kriftel“ – ein Netzwerk unterschiedlicher Organisationen und Dienste, die sich in Kriftel mit dem Thema Familie beschäftigen. Im Herbst wurde das 10jährige Bestehen im Rahmen der Spiele im Park gefeiert. In einer kleinen Serie stellen wir verschiedene Aspekte vor. Teil 4 beschäftigt sich mit den Angeboten speziell für Kinder – und ihre Eltern.
Menschen von 0 bis 100 Jahren und älter sind die Adressaten der vielfältigen Angebote des Familienzentrums Kriftel. Zu den drei großen Themenbereichen gehören die Angebote für Kinder. Seit November 2014 ist Fatma Gencer (40) als engagierte Übungsleiterin mit dabei – mit immer neuen Ideen. „Ich liebe diese Aufgabe einfach, es ist für mich eine Freude und keine Arbeit“, betont sie. Die Erzieherin, die in der Ganztagesbetreuung der Lindenschule arbeitet, leitet zurzeit gleich mehrere Angebote: Den fortlaufenden Yogakurs für Kinder, den Frauentreff und neuerdings den Kurs „Türkisch als Muttersprache“ für Kinder.
„Begonnen hat alles damit, dass ich für mich und mein Kind eine Spielgruppe gesucht habe“, so die Mutter zweier Töchter im Alter von 21 und 11 Jahren. 2014 bot sie zunächst für das Familienzentrum Kriftel einen „internationalen Sing- und Spielkreis“ an – vornehmlich für Geflüchtete. Diesen Eltern-Kind-Kurs hat sie inzwischen aber aus Zeitgründen an ihre Kollegin Yanet Martínez Guibert abgegeben.
Da sie merkte, dass die Mütter das Bedürfnis hatten, auch für sich selbst etwas zu tun, durch regelmäßigen Austausch ihr Deutsch zu verbessern und Hilfen im Alltag zu bekommen, startete die gebürtige Türkin im gleichen Jahr mit dem „Frauentreff“. Bis heute treffen sich jeden Mittwochnachmittag etwa zehn Frauen verschiedener Nationalitäten zum Austausch. „Mittlerweile ist ein Frauenfrühstück daraus geworden“, so Fatma Gencer.
Gemeinsame Sprache ist Deutsch
Da Frauen der unterschiedlichsten Nationalitäten teilnehmen, sie zum Beispiel aus Syrien, Afghanistan, der Ukraine oder auch Deutschland kommen, müssen sie Deutsch sprechen, um sich unterhalten zu können. „Da hilft es schon, eine Bestellung im Tropica oder in der Bäckerei Heislitz aufzugeben“, berichtet sie. Jedes Treffen bereitet sie ein anderes Thema vor. Mal geht es darum, wie man bei der Bank Geld abhebt, mal darum, wie man im Bürgeramt Unterlagen anfordert. „Locker und ungezwungen geht das viel leichter, als in einem Sprachkurs und die Teilnehmerinnen helfen einander. Hier wird einfach geredet, auch wenn die Grammatik falsch ist“, berichtet sie.
Seit 2018 bietet sie für das Familienzentrum „Yoga für Kinder an“. Zunächst hatte sie an der Lindenschule eine AG zum Thema gegründet und sich dazu an der Volkshochschule weitergebildet. Per Zehnerkarte für 70 Euro können beim Familienzentrum seitdem alle interessierten Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren an den wöchentlichen Terminen (freitags, 15 bis 16 Uhr an der Lindenschule) teilnehmen. „Ich merke den positiven Effekt deutlich, auch in meiner Arbeit in der Ganztagesbetreuung. Denn auch Kinder sind heutzutage oft gestresst“, weiß die Erzieherin.
Auf Phantasiereise zur Entspannung
Die Yogastunde ist so aufgebaut, dass sich die Kinder zunächst gegenseitig massieren, dann mit Hilfe einer Meditation oder Phantasiereise entspannen und im Anschluss durch kindgerechte Yogaübungen noch körperlich gefordert werden. „Ich bekomme von den Eltern sehr viele positive Rückmeldungen“, freut sich Fatma Gencer. „Sie berichten mir, dass die Kinder beim Essen oder bei den Hausaufgaben plötzlich ruhig sitzen können.“
Seit 2022 bietet sie nun auch noch Unterricht für Kinder mit Türkisch als Muttersprache an. Das türkische Kultusministerium unterstützt das Angebot für Grundschulkinder finanziell. „Wenn Kinder ihre Muttersprache verlieren, fällt es Ihnen auch nicht so leicht, eine weitere Sprache wie Deutsch gut zu lernen“, weiß Fatma Gencer, die sich auch im Ausländerbeirat der Gemeinde Kriftel und im Kulturforum für Familien engagiert. Künftig würde sie gerne auch noch Bastel- und Nähangebote für Kinder in ihr „Portfolio“ mitaufnehmen.
Weniger Stress durch Konzentrationstraining
Seit acht Jahren bietet die gebürtige Kubanerin Yanet Martínez Guibert (49) mehrmals im Jahr für das Familienzentrum Kriftel Konzentrationstrainings für Kinder der zweiten bis fünften Schulklassen an. Das Interesse ist groß. „Das Marburger Konzentrationstraining eignet sich besonders gut für Kinder, die einen impulsiven Arbeitsstil zeigen, der zu vielen unnötigen Fehlern und Flüchtigkeitsfehlern führt“, erklärt die Diplom-Erziehungswissenschaftlerin, die selber zwei Kinder im Alter von 23 und 15 Jahren hat. „Es geht nicht darum, dass die Kinder vorrangig bessere Noten bekommen, sondern dass sie Hilfe erhalten dabei Aufgaben selbstständiger bearbeiten zu können, motivierter zu sein bei schulischen Aufgaben, mit Fehlern besser umgehen zu können und sich selbst insgesamt besser zu akzeptieren.“ Kurz: Die Kinder sollen lernen, wie sie sich besser konzentrieren sowie effizienter und entspannter arbeiten können.
Mit Hilfe von Konzentrationsspielen, Traumreisen, Übungen und Kennenlernspielen kann sie die Kinder in fünf Treffen (75 Euro) „erreichen“ und erstaunliche Verbesserungen erzielen. „Auch Eltern und Lehrer melden mir das zurück. Ein Gewinn für alle Seiten also“, freut sie sich. „Denn können Kinder sich nicht konzentrieren, leiden die Mitschüler, die Lehrer und auch sie selbst, da sie ständig ermahnt werden“, so die erfahrene Kursleiterin, die seit 26 Jahren in Deutschland lebt.
Yanet Martínez Guibert kann viel aus dem Berufsleben mitnehmen: Jahrelang hat sie in der Ganztagesbetreuung an der Lindenschule gearbeitet und vor einigen Jahren als Spanischlehrerin an mehreren Gymnasien in Hofheim begonnen. Inzwischen ist sie an der Weilbacher Grundschule als pädagogische Fachbegleiterin eines autistischen Kindes hauptberuflich tätig.
Neuestes Angebot ist die Eltern-Kind-Gruppe, die sie von ihrer Kollegin Fatma Gencer übernommen hat und für das Familienzentrum weiterführt. Treffpunkt ist jeden Montag von 15 bis 16.30 im Evangelischen Gemeindehaus. „Auch hier soll es darum gehen, dass Geflüchtete Anschluss finden, Kinder und Eltern andere Kinder und Eltern kennenlernen, ihr Deutsch üben und gemeinsam Singen und Spielen können“, erläutert die Pädagogin, die sich über neue Teilnehmende sehr freuen würde. Auch ältere Geschwisterkinder dürfen mitgebracht werden.
„All diese Angebote laufen unter dem Motto ‚Mit kleinen Schritten groß werden‘“, betont Lydia Rauh, Koordinatorin beim Familienzentrum. „Dass wir diese Angebote kostengünstig oder sogar kostenfrei anbieten können, verdanken wir unter anderem der großzügigen Unterstützung der Deutschen Postcode Lotterie. Dafür ein herzliches Dankeschön!“
Aktuelle Infos zu den Kursen und Angeboten gibt es auf der Webseite des Familienzentrums unter www.familienzentrum-kriftel.de.