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DAS passiert in Kriftel

30 Jahre Schulmuseum

35 Jahre „Förderverein Schulmuseum“ und 30 Jahre Schulmuseums – das wird groß gefeiert

Seit 1980 unterstützt der Kreisausschuss des Main-Taunus- Kreises das Konzept von Lehrer Wolfgang Janecke der Einrichtung einer „Schulgeschichtlichen Sammlung“ im  geplanten Erweiterungsbau der Weingartenschule in Kriftel. Zur Unterstützung gründete sich am 25. März 1983 der „Förderkreis Schulmuseum im Main-Taunus- Kreis e.V.“. Am 1. Februar 1988 wurde als 1. Bauabschnitt im Beisein von Kultusminister Dr. Christean Wagner und Landrat Dr. Bernward Löwenberg der Ausstellungsbereich des Schulmuseums eröffnet.

35 Jahre Förderverein und 30 Jahre Schulmuseum sollen jetzt am 8. November, 19 Uhr, im Foyer des Krifteler Rat- und Bürgerhauses groß gefeiert werden. Pianist Prof. Matthias Fuchs aus Hofheim spielt Werke von Mozart, Schumann und Chopin und es spielt die Schulband der WGS. Dr. Bernd Blisch, Historiker und Bürgermeister von Flörsheim, hält einen Vortrag zum Thema „Schulreformen in Kurmainz und Nassau - auf dem Weg in die moderne Gesellschaft“  und Kriftels Bürgermeister Christian Seitz hat eine Rezitation angekündigt. Für „Schulspeisung“ ist gesorgt, der Eintritt ist frei. Interessierte Bürger sind herzlich eingeladen!

Fehlende Mittel verlangsamten das Projekt

Die Eröffnung des Schulmuseums in Kriftel beruht auf einem Beschluss des Kreisausschusses in den 80er Jahren, im Gebäude der Weingartenschule eine „Schulgeschichtliche Sammlung“ einzurichten. Damals beauftragte der Schuldezernent Jürgen Nagel mit dem Aufbau des Schulmuseums Wolfgang Janecke (damals Konrektor in Bad Soden). Eine zügige Umsetzung des Konzeptes wurde durch fehlende Mittel verlangsamt. Der Main-Taunus-Kreis und die Gemeinde Kriftel förderten jedoch die ehrenamtliche Tätigkeit des ehemaligen Lehrers an Weingartenschule Kriftel mit jährlichen Zuschüssen.

Mit Unterstützung des damaligen  Kreisheimatpflegers, Dietrich Kleipa, wurden alte Schulgebäude des Kreises aufgesucht und nach Sammelnswertem durchforstet. So kamen die ersten Objekte der Region im Archiv der schulgeschichtlichen Sammlung zusammen, die durch Ankäufe auf Flohmärkten und bei Antiquariaten sowie durch Spenden aus der Bevölkerung erweitert werden konnten.

An Schulmöbeln kam die historische Inneneinrichtung eines vollständigen Klassenraumes zusammen, der durch die komplette Herausnahme des von Schülergenerationen abgenutzten Holzfußbodens des anschließend abgerissenen Schulhauses von Niederjosbach stilgerecht und original ergänzt wurde. Technische Hilfe leistete die Gemeinde mit ihren Männern vom Bauhof, wie auch Kriftels Bürgermeister Hans- Werner Börs und Paul Dünte jeweils das eigenständige Projekt des Kreises in den Räumen der Weingartenschule stets zu fördern bereit waren.

Orginalgetreues Klassenzimmer aus der Zeit um 1900

Somit konnte als erster Bauabschnitt 1988 das originalgetreu eingerichtete Klassenzimmer aus der Zeit um 1900 durch Landrat Dr. Bernward Löwenberg unter Anwesenheit von Kultusminister Dr. Christean Wagner seiner Bestimmung  übergeben werden. Die weiteren Planungen sahen die angrenzenden Räume für eine umfassende konzeptionelle Nutzung der historischen Ausstellung vor.

Eine längere Zeit der Umstrukturierung der Pläne und hauptsächlich der Mittelansammlung folgte, bis neue Taten angepackt werden konnten. Zwischenzeitlich wurden die Printmedien (3000 Objekte) des Archivs innerhalb eines Jahres im PC inventarisiert.

Der Förderverein unter dem Vorsitz des Schuldezernenten Werner Emde konnte als Nahziel eine eingeschränkte inhaltliche und räumliche Version dem Kreis vorstellen. Unter Landrat Riebel wurde ein Zuschuss zu den Vereinsmitteln bewilligt, um den Ausbau der Ausstellung zu einem Ende führen zu können. Alle heutigen Sammlungsräume waren 1995 fertiggestellt worden.

Schulkinder machen Rollenspiele

Die Vorstellungen des Ausstellungsvorhabens sehen vor, dass die Besucher - hauptsächlich wurde dabei an Schulkinder des Kreises, aber auch an Erwachsene als Adressaten gedacht - herausgehobene Themen der Schulgeschichte der Region visualisiert erhalten. „Der Rückblick für die Zukunft soll nicht nur eine nostalgische Wehmut und eventuell eine Verklärung der Sicht der Dinge hervorrufen, sondern eine kritische Teilhabe an der Gestaltung der eigenen Wirklichkeit ermöglichen. Schulgeschichte ist immer als Spiegel der gesamten Sozialgeschichte der Gesellschaft zu sehen - und trägt damit auch einen gesellschaftspolitischen Auftrag in sich“, so der Leiter des Schulmuseums, Wolfgang Janecke.

Dabei ist natürlich das Alter und der Kenntnisstand der Besucher entscheidend: Besonders für jüngere Schulklassen kann hier der Besuch der erste wichtige Kontakt mit Ausstellungen oder Museen sein, bei der die Selbsterfahrung und das unbewusste Lernen durch das Spiel eine große Rolle spielen. Dabei ist der historische Klassenraum im Einsatz beim Vermitteln (Rollenspiele erwünscht!) früherer Formen der Disziplinierung und des Lernens. Janecke: „Wichtiger Ansatz dabei sind die seit langem hier beliebten Schreibübungen mit Griffel und Tafel oder Tinte und Feder von Deutscher Schrift in den originalen Holzbänken mit den Tintenfässern.“

Politische Dimension der Schulgeschichte

Eltern und erwachsenen Besuchern soll die historische und politische Dimension von Schulgeschichte im Gebiet des heutigen Main-Taunus-Kreises vorgestellt werden. Schwerpunkte sind die Nassauischen Reformen im Schulwesen und hundert Jahre später die Reformpädagogik des 20. Jahrhunderts. Beginnend mit der Schule der Kirche werden diese Einrichtungen immer wieder als Instrumente zur Glaubensverbreitung, aber auch der Beeinflussung der Bevölkerung von den Herrschenden eingesetzt. So geschah es mit den Schulen in der Reformation oder unter dem katholischen Kurmainz, das bei einer Schulreform unter anderem ein Lehrerseminar („Normalschule“) in Mainz 1772 gründete. Einfluss gewannen die Ideen der Aufklärungsepoche im Herzogtum Nassau. Im Idsteiner Seminar sollten die Lehrer der staatlichen Schulen „zur Weitergabe einer notwendigen allgemeinen Bildung zum Fortschreiten auf eine höhere Stufe der Entwicklung“ der Bürger geschickt gemacht werden (§1 des Schuledikts von 1817 ).

Schule für alle in der Weimarer Republik

Der nassauische Staat  sah die Entwicklung des Schulwesens in allen Gemeinden als eine  seiner wichtigsten Aufgaben an (Schulpflicht von 6-14). Hervorzuheben ist dabei die Anstrengung, konfessionelle Gegensätze in der Schule aufzuheben (Simultanschule) und die Schulen für alle zu öffnen: Die simultane Volksschule wurde in der Weimarer Republik Gesetz.

Ähnlich wichtig sind die geistigen und methodischen Anregungen für den Unterricht durch die Reformpädagogik seit 1900. Dabei ist es ein Glücksfall, dass in unserem Kreis Lehrer Semrau in Kelkheim nach diesen ganzheitlichen Ansätzen mit seiner Klasse über die Jahre hinweg seit 1929 einen pädagogischen Schulversuch durchführte. Diese Neuerung - auch für die Eltern ein Umdenken! - wurde durch eine monatlich von den Schülern gestaltete Schülerzeitung „Unsere Welt“ dokumentiert.

Auch die Verführung der Schüler und Schülerinnen durch den Nationalsozialismus wird mit seinen politischen und menschlichen Konsequenzen auf einer Schiebetafel dargestellt. Damit schließt inhaltlich der Zeitraum des Museums im 2. Raum, dem das 20. Jahrhundert gewidmet ist. Neben dieser Chronologie zeigen die Vitrinen Aspekte des Schulalltags von der Einschulung bis zur Zeugniserteilung. Dank der Schulchroniken, die ab 1817 (Nassauisches Schuledikt) von jeder Schule geführt werden mussten, ist manches Detail der Schul- aber auch Ortsgeschichte überliefert worden. Einzelne Fächer werden vorgestellt, lokale Schulereignisse hervorgehoben, besondere Schulbauten abgebildet - einzelne Anregungen zum Vertiefen.

Im besten Falle selbst entdecken

Der Aspekt des Selbstentdeckens soll im Krifteler Museum großgeschrieben sein. Aber ebenso wichtig bleiben  Führungen und differenzierte Vermittlungs- und Arbeitsformen, um sich auf  Unterschiede im Alter und Kenntnisstand der Besucher einzustellen und zu differenzieren. Die ehrenamtliche Arbeit des Museumsleiters Wolfgang Janecke sieht sich als ein Angebot des Main-Taunus- Kreises, sich mit einem speziellen Detail unserer Regionalhistorie auseinanderzusetzen.

Schulklassen können sich für Führungen unter info@schulmuseumkriftel.de anmelden oder Einzelbesucher wie Familien die neuen Sonntagsöffnungen (jeweils der 1.Sonntag im Monat - außerhalb der hessischen Ferien) von 14-17 Uhr zu einem Besuch ins Museum nutzen. Weitere Infos unter www.schulmuseumkriftel.de