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Chansons der wilden 20er

„Und der Haifisch, der hat Zähne“ - Chansons der wilden 20er Jahre begeisterten

Trotz der hochsommerlichen Temperaturen strömte das Publikum am Sonntag ins Rat-­und Bürgerhaus und wurde dafür mit einem fulminanten Programm belohnt, mit einem Programm, das alle Facetten einer denkwürdigen Dekade aufzeigte! Zu hören waren Chansons der „wilden zwanziger Jahre“, Broadway- und Filmhits sowie Texte von Kurt Tucholsky und Mascha Kaléko.

Irgendwann in den nächsten Jahren wäre auch Willi Meyer, der allzu früh verstorbene Literaturexperte, auf die wilden Zwanziger des 20. Jahrhunderts eingegangen. Nun hat Dietmar Vollmert, der Vorsitzende des Musikforums, die von Meyer begründete Tradition in dessen Sinn fortgeführt, dabei jedoch die Musik in den Vordergrund gerückt, ohne jedoch die Lyrik Kalekos und Tucholskys zu vernachlässigen. Hinzu kam ein kurzer historischer Rückblick auf die Geschehnisse in Deutschland vor hundert Jahren.

Zum Vortrag kamen je drei Gedichte der genannten Autoren, einfühlsam dargeboten von Katja Gorol, Christian Seitz und Dietmar Vollmert. Kalekos liebevoll ironischer Blick auf das damalige bürgerliche Leben berührt ebenso wie Tucholskys Abrechnung mit dem linken und rechten Terror jener Zeit. Seine stilistische Vielseitigkeit stellt der Schriftsteller und Journalist mit gänzlich anderer Lyrik unter Beweis, wenn er die Gedanken einer Frau  und die wirren Einlassungen eines Säufers schildert!

Von der Opern- zur Chansonsängerin

Nun aber gilt es, die herausragende Leistung der Sängerin Britta Jacobus zu würdigen: Wer die Opern- und Konzertsängerin von ihren Auftritten in Kriftel bereits kannte, rieb sich die Augen ob ihrer sehr gelungenen Verwandlung in eine authentische Chanson-Interpretin, die allen Liedern, sowohl ernsten als auch heiteren Charakters, nichts schuldig blieb. Eine großartige Leistung, die das begeisterte Publikum zu recht besonders würdigte! Ihr stand der seit Jahren in Kriftel bekannte Pianist Norbert Henß nicht nach, weder als Begleiter noch als Solist. Auch er ist eigentlich in Oper und Konzert unterwegs.

Als Verwandlungskünstler wiederum glänzte Klaus Gallenbacher, der seine beeindruckenden schauspielerischen Fähigkeiten optimal einzubringen wusste. Mit seinen Auftritten im jeweils passenden Outfit trug er wesentlich dazu bei, dass die Spannung und das Interesse nie nachließen. Seine Ehefrau  Eva sorgte dafür, dass stets alles am rechten Platz war. Zu loben sind schließlich Brittas Ehemann Björn als Tänzer und Jörg Hardenberg, der unter anderem als gelangweilter Galan glänzte. Das Publikum erklatschte sich eine Zugabe, deren Ohrwurmqualität dafür sorgte, dass man sich, beseelt summend, auf den Heimweg machen konnte: Moon river! Hoffentlich bald mal wieder... Dietmar Vollmert