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DAS passiert in Kriftel

278 Wohnungen für günstige Preise

Bedarf an günstigen Wohnungen für große Familien und Alleinerziehende besonders groß

Am Donnerstag findet in der Schwarzbachhalle die letzte Sitzung der Gemeindevertretung 2020 statt. Eines der Themen: die wohnungswirtschaftlichen Tätigkeiten 2020 von Gemeinde und der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft Kriftel (Gewobau). Fazit: Mit insgesamt 278 Wohnungen im Eigentum beziehungsweise Belegungsrecht verfügt die Gemeinde im Vergleich zu anderen Städten und Gemeinden über ein beachtliches Angebot.

Im Jahr 2020 konnten insgesamt 16 Wohnungen vergeben werden, davon wurden sieben von der Gemeinde Kriftel neu vermietet und neun Wohnungen durch die Gewobau vergeben. Die Zahl der bei der Gemeinde wohnungssuchend gemeldeten Haushalte ist im Vergleich zum Vorjahr von 130 auf 122 leicht gesunken, „wobei der Bedarf an günstigen Wohnungen für große Familien und Alleinerziehende mit Kindern besonders groß ist“, so ist der Vorlage zu entnehmen

Die Gewobau will in den kommenden Jahren Abhilfe schaffen und mit dem größten Wohnungsbauprojekt ihrer 50-jährigen Geschichte an der Raiffeisenstraße insgesamt 44 zusätzliche Wohneinheiten errichten.

Überdurchschnittlich großer Wohnungsbestand

Die Wohnungswirtschaft der Gemeinde Kriftel erstreckt sich über eigene Wohnbauten, Belegungsrechte für fremdes Wohneigentum und über den Wohnungsbestand der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft Kriftel mbH (Gewobau). Beim Wohneigentum verfügt die Gemeinde über 10 Gebäude     mit 54 Wohneinheiten und sie hat Belegungsrechte in 5 Gebäuden mit 42 Wohneinheiten. Die Gewobau besitzt 23 Gebäude mit 182 Wohneinheiten. Insgesamt stehen der Gemeinde damit 278 Wohneinheiten in 38 Gebäuden zur Vermietung zur Verfügung.

„Es hat sich dabei bewährt, sich schon sehr früh in den Bau von günstigem Wohnraum zu investieren. Auch die Gründung der Gewobau im Jahr 1970 hat maßgeblich zum Aufbau dieses enormen Wohnungsbestandes geführt“, betont Bürgermeister Seitz.

2019 hat die Gemeinde Kriftel die Wohnungsverwaltung für weitere fünf Wohneinheiten im Wohnhaus Backhausstraße 2 übernommen. Das Wohnhaus befindet sich im Eigentum der Katholischen Kirchengemeinde. Die Gemeinde Kriftel erhält neben einem Verwalterentgelt das uneingeschränkte Belegungsrecht für vier Wohnungen beziehungsweise ein eingeschränktes Belegungsrecht für die fünfte Wohnung. Abrechnungsmodus und Abwicklung der Hausverwaltung sind an das bestehende Vertragsverhältnis zur Verwaltung der „Karlsbader Straße 13-15“ (Josef-Wittwer-Haus II) angelehnt.

Neben den beiden genannten Wohnhäusern hat die Gemeinde Kriftel noch Belegungen im Wohnhaus „Elsa-Brandström-Straße 1-3“. Allerdings erfolgt nach Auszug einer Mietpartei die unmittelbare Rückgabe der Wohnung an den Eigentümer. Durch einen Wohnungstausch einer Mieterin sowie einem Todesfall gingen zwei Wohnungen in 2020 an den Eigentümer zurück.

Zukunftsprojekt Raiffeisenstraße

Die Gewobau plant derzeit ihr größtes Wohnbauprojekt ihrer Geschichte an der Raiffeisenstraße. Das Projekt gilt als ökologisch, nachhaltig und modellhaft. Vorgesehen sind vier Wohngebäude in einer drei bis viergeschossigen Bauweise. Sie sollen nach derzeitiger Planung im Frühjahr 2023 fertiggestellt sein. Vorgesehen sind insgesamt 44 Wohneinheiten. Darauf verteilen sich Zwei-, Drei-, Vier- und Fünfzimmerwohnungen. Vorrang hat dabei preisgebundener Wohnraum für geringe und mittlere Einkommen. Nach Fertigstellung des Projektes wird der zur Verfügung stehende Wohnungsbestand damit auf 322 Wohneinheiten ansteigen.

Wohnungsbedarf: 122 wohnungssuchende Haushalte

Im Jahr 2020 wurden insgesamt 16 Wohnungswechsel vorgenommen. Mit Stand 1. November 2020 sind in Kriftel 122 wohnungssuchende Haushalte zu verzeichnen. Davon sind 105 Haushalte Krifteler Wohnungssuchende, 17 Haushalte sind von außerhalb registriert. „Die Zahl der Haushalte reduzierte sich aufgrund der vielen auswärtigen Bewerber, die zurzeit keine Berücksichtigung finden können und somit nicht mehr erfasst werden wollten“, heißt es in der Vorlage. 2019 waren in Kriftel noch 130 wohnungssuchende Haushalte registriert. Zwar erstreckt sich die Gültigkeit eines Wohnberechtigungsscheins (WBS) über ganz Hessen, doch ist die Verwaltung dazu übergegangen, auswärtigen Bewerberinnen und Bewerbern, insbesondere Mehrpersonenhaushalten, von einer Wohnungsbewerbung in Kriftel abzuraten. Vorrangig werden Krifteler Wohnungssuchende berücksichtigt.

Da die überwiegende Zahl der Wohnungen der Gemeinde Kriftel sozial gefördert ist, muss ein Wohnberechtigungsschein vorgelegt werden. Mit der Erteilung des WBS wird sichergestellt, dass eine belegungsgebundene Wohnung nur Wohnungsbewerbern zugutekommt, die mit Steuermitteln subventioniert wurde. Um zu prüfen, ob die jeweilige Einkommensgrenze eingehalten wird und ob der Wohnberechtigungsschein noch aktuell oder verlängert werden muss, wird in regelmäßigen Abständen eine Prüfung durchgeführt. Die Gemeinde schreibt nach Ablauf des Wohnungsberechtigungsscheins, der nach einem Jahr zu erneuern ist, die Wohnungsbewerber an. Dieser Service ist Teil des gemeindlichen Beitrags, sozial schwache Bewerber zu unterstützen.

Aufgrund der vorgelegten Anträge kann festgestellt werden, dass weiterhin eine große Nachfrage nach größeren Sozialwohnungen, wie Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen gegeben ist. Die Zahl der Wohnungsbewerber, die auf eine angemessene Wohnungsgröße zwischen 80 und 100 Quadratmetern warten, kann aktuell nicht bedient werden. „Deshalb ist es richtig, dass mit dem Projekt Raiffeisenstraße gerade auch größere Wohnungen errichtet werden sollen“, so Seitz.

Im Jahr 2020 wurden im Rahmen der Fehlbelegungsabgabe die Haushaltseinkommen überprüft. Diese Überprüfung erstreckt sich über sämtliche sozial geförderte Wohnungen im Gemeindegebiet. Aktuell sind 30 Haushalte (November 2020) zur Zahlung der Abgabe verpflichtet. Die Zahl der Fälle, in denen Mieterinnen und Mieter zur Zahlung verpflichtet sind, sinkt. „Das ist wohnungspolitisch ein positiv zu wertender Indikator, dokumentiert er doch, dass die Wohnungsinhaber nach wie vor berechtigt sind, sozialgeförderte Wohnungen zu beziehen. Eine Fluktuation findet bei Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen so gut wie nicht statt“, heißt es in der Vorlage weiter.

Neben der Förderung von Wohnungen für Haushalte mit kleinem Einkommen (klassische Sozialwohnungen) können auch Haushalte mit mittlerem Einkommen den Zugang einer preisgünstigen Wohnung erhalten. Gerade in diesem Segment ist das Angebot gering. Durch das anstehende Bauprojekt in der Raiffeisenstraße will die Gemeinde Kriftel auch diesem Bewerberkreis weitere Wohneinheiten anbieten können.

Anmeldungen für Josef-Wittwer-Haus ansteigend

Die Zahl der älteren Menschen, die sich für das Josef-Wittwer-Haus anmelden wollen, ist Aufgrund des demografischen Wandels ansteigend. „Viele ältere Menschen wollen nach dem Tod des Partners nicht mehr in ihren Wohnungen und Häusern bleiben. Sie geben das Einfamilienhaus oder die große Familienwohnung auf und wollen in eine kleine bezahlbare Wohnung wechseln, die ihrer Lebenssituation angemessen ist. Das führt dazu, dass die Wohnungen, wie das Josef-Wittwer-Haus, weiterhin gefragt sind“, führt Seitz aus. Die Selbständigkeit bleibt bewahrt und Angehörige werden entlastet.

Die weiteren Bewerberkreise sind anerkannte Asylbewerber, die die Gemeinschaftsunterkunft aufgrund ihrer Anerkennung verlassen müssen. Durch Asyl- und Flüchtlingsanerkennung hat dieser Bewerberkreis das Recht, eine eigene Wohnung zu beziehen. Zudem kommen weitere Lebenssituationen wie Trennung vom Partner, Schwangerschaften oder auch unzumutbare, aktuelle Wohnverhältnisse, die zu einer Bewerbung bei der Gemeinde Kriftel führen.