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DAS passiert in Kriftel

Verwaltungsjobs nicht mehr hip?

Jobtickets für die Mitarbeiter sollen Gemeinde Kriftel als Arbeitgeber attraktiver machen

Freie Stellen in der Gemeindeverwaltung zu besetzen, wird zunehmend schwieriger. Seit einiger Zeit gibt es daher bereits Bemühungen der Gemeinde, als Arbeitgeber attraktiver zu werden. Der Gemeindevorstand schlägt nun den Gemeindevertretern in einer Beschlussvorlage vor, in der nächsten Sitzung (laut Plan Anfang Juli), über die Einführung eines Jobtickets zu entscheiden und die Kosten hierfür zu 100 Prozent zu übernehmen. Das Jobticket im Premiumtarif (auch privat nutzbar) solle dann noch in diesem Jahr zur Verfügung gestellt werden. Jährliche Kosten: rund 13.000 Euro.

Öffentlicher Dienst nicht „angesagt“

Die Gemeinde Kriftel grenzt unmittelbar an die westlichen Vororte der Stadt Frankfurt am Main und gehört zur Metropolregion Frankfurt-Rhein-Main, in der die Wirtschaft seit Jahren kräftig wächst und der Arbeitsmarkt boomt. „Dies hat auch für die Kommunen im Main-Taunus-Kreis positive Effekte, zum Beispiel ein attraktives Lebens- und Arbeitsumfeld für die Bevölkerung. Trotzdem wird es zunehmend schwieriger, geeignetes Personal zu gewinnen und dauerhaft zu binden“, erläutert der Erste Beigeordnete Franz Jirasek. „Durch die demografische Entwicklung werden die Schwierigkeiten noch massiver: Es verlassen nicht genug Absolventen die Schulen und Universitäten, um die hier entstehenden Lücken füllen zu können. Hinzu kommt, dass der öffentliche Dienst bei jungen Leuten alles andere als ‚angesagt‘ ist.“ Er gelte als schwerfällig und eingefahren und biete teilweise nicht die gleichen Aufstiegs- und Verdienstmöglichkeiten wie manche Branchen der freien Wirtschaft.

„Bei der Gemeindeverwaltung Kriftel konnte lange Jahre ein relativ kontinuierlicher Stamm  von Verwaltungskräften vorgehalten werden. In den letzten drei bis fünf Jahren kommt es jedoch verstärkt zu Kündigungen und Arbeitgeberwechseln, die häufig nur schwer zu verkraften sind“, bedauert Jirasek. Die vakanten Stellen können häufig nur mit Mühe wiederbesetzt werden. Häufig entscheiden sich Mitarbeiter für einen Wechsel, wenn die Fahrt von und zur Arbeit lang und stressbelastet ist. Überfüllte Autobahne und die Unzuverlässigkeit des öffentlichen Nahverkehrs seien mittlerweile zu großen Stressfaktoren geworden, so der Erste Beigeordnete.

„Viele große Arbeitgeber bieten bereits ein Jobticket an. Sowohl das Land Hessen als auch die großen Städte und Landkreise der näheren Umgebung wie Frankfurt, Wiesbaden und der Main-Taunus-Kreis, stellen es ihren Bediensteten zur Verfügung“, so Bürgermeister Christian Seitz. Auch kleinere Arbeitgeber können mittlerweile das Angebot des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) nutzen, da die Mindestmitarbeiterzahl, die Arbeitgeber vorweisen mussten, um das Jobticket beantragen zu können, auf 50 Beschäftigte gesenkt wurde.

Arbeiten im Homeoffice

Auch die Möglichkeit für Homeoffice-Arbeit werde bei Vorstellungsgesprächen immer wieder nachgefragt. „Viele junge Arbeitnehmer legen großen Wert auf eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Sie möchten flexibel sein und bei Bedarf von zuhause aus arbeiten können. Auch Beschäftigte mit kleinen Kindern oder pflegebedürftigen Angehören sowie solche, die in ländlicheren Regionen wohnen und jeden Tag zur Arbeit pendeln, begrüßen es, wenn sie die Gelegenheit erhalten, ab und zu von zuhause aus zu arbeiten und die Fahrtzeiten einzusparen“, weiß der Erste Beigeordnete.

Technisch ist dies mittlerweile durch sichere VPN-Verbindungen möglich. Da in diesem Jahr mit der Einführung der elektronischen Akten begonnen werde, sei auch der Zugriff auf Unterlagen immer leichter. Telefonanrufe können auf Smartphones umgeleitet werden, so dass die telefonische Erreichbarkeit uneingeschränkt möglich ist. „Gerade die Corona-Krise, in der viele Mitarbeiter noch von Zuhause aus arbeitet, hat gezeigt, dass dieses Modell funktioniert“, so Bürgermeister Seitz.

Zu bedenken seien jedoch Defizite in der internen Kommunikation. Außerdem seien in einer Kommunalverwaltung im Normallfall Öffnungszeiten und Sprechstunden zu beachten, in denen eine ausreichende Besetzung der Büros notwendig ist. „Das Homeoffice soll daher künftig eher den Beschäftigten angeboten werden, die beispielsweise einen Engpass in der Kinderbetreuung, erkrankte Angehörige oder einen langen Anfahrtsweg haben.

Verwaltung wurde ständig modernisiert

Doch der Gemeindevorstand sei in den letzten Jahren nicht untätig geblieben, so Jirasek: „Die Verwaltung wurde ständig modernisiert, was für neue, meist jüngere Kolleginnen und Kollegen wichtig ist. Beispielhaft genannt werden können hier moderne Softwarelösungen, ein zweiter Bildschirm pro Arbeitsplatz, ein modernes Intranet und schnelle Internetverbindungen.“ Die Digitalisierung wird mit der Einführung eines Dokumentenmanagementsystems und der elektronischen Akte weiter fortgesetzt.

Ein attraktives Angebot für die Beschäftigten stellen auch die kostenlosen Saisonkarten für das Parkbad dar, die seit 2019 zur Verfügung gestellt werden. Im Rahmen des Gesundheitsmanagements werden zudem alle drei bis vier Jahre Sportangebote organisiert (Rückenschulungen und Yogakurse). Feste und Aktivitäten, die der Personalrat mehrmals im Jahr veranstaltet, werden finanziell unterstützt.