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DAS passiert in Kriftel

Neues Abfallkonzept erarbeitet

Beschluss über neues Abfallentsorgungskonzept ab 2023 erst einmal vertagt

Der bestehende Abfallentsorgungsvertrag der Gemeinde Kriftel hat noch eine Laufzeit bis zum 31. Dezember 2022. Für den Zeitraum 2023 bis 2028 müssen die Leistungen zur Abfallentsorgung europaweit neu ausgeschrieben werden. „Aufgrund von verändertem Nutzungsverhalten und neuen Herausforderungen bei der Abfallbeseitigung sind Änderungen in der Abfallentsorgung ab dem Jahr 2023 erforderlich“, kündigte Bürgermeister Christian Seitz jetzt im Haupt- und Finanzausschuss an. Er stellte die Vorschläge des Gemeindevorstandes zur Modernisierung des Konzeptes vor. Da die Ausschussmitglieder noch Beratungsbedarf in ihren Fraktionen gesehen haben, wurde der Beschluss über das Konzept auf die nächste Sitzungsrunde vertagt.

Folgende Punkte sollen laut erstem Entwurf bei der Ausschreibung berücksichtigt werden:

  1. Die Biotonne soll weiterhin grundsätzlich vierzehntägig geleert werden, in den Monaten Mai bis Oktober wöchentlich.
  2. Für die Restmülltonne soll weiter eine wöchentliche Entleerung angeboten werden mit Abrechnung nach tatsächlichen Entleerungen und einer Anzahl von Mindestentleerungen.
  3. Die 80-L-Tonne soll ab 2023 nicht mehr angeboten werden.
  4. Die Nutzung der Altpapiertonnen soll freiwillig bleiben.
  5. Die Depotcontainer für Altpapier sollen – wie in den anderen Kommunen – abgeschafft werden.
  6. Die Abholung von Sperrmüll soll weiterhin monatlich (letzter Dienstag im Monat) nach vorheriger Anmeldung beim Entsorger erfolgen. 
  7. Die Abholung von Grün-/Gartenabfällen soll von sechs auf acht Abholtermine aufgestockt werden. Zusätzlich wird ein gesonderter Termin ausschließlich für die Abholung der Weihnachtsbäume im Januar erfolgen. Zudem sollen die Gartenabfallsäcke kostenfrei an die Haushalte abgegeben werden. 
  8. Die Abholung von Elektromüll soll weiterhin monatlich (letzter Dienstag im Monat) nach vorheriger Anmeldung beim Entsorger erfolgen. Die Öffnungszeiten und die Anzahl der Öffnungstage der Abfallsammelstelle sollen deutlich erweitert werden.

Umweltpolitisches Ziel: Mengen an Restmüll reduzieren

„Das Abfallkonzept der Gemeinde Kriftel wurde im Rahmen des Erfordernisses der Neuausschreibung analysiert und das Nutzerverhalten berücksichtigt, außerdem umweltpolitische Ziele zur Vermeidung von Restmüll, aber auch zunehmende Verkehrsbewegungen im Ortsgebiet“, heißt es in der Vorlage für die Gemeindevertreter. Mit dem Abzug der 80-L-Tonne soll im Sinne des Umweltschutzes eine weitere Mülltrennung gefördert werden. „Mit der gleichzeitigen Einführung der Bio-Tonne und der 60-L-Tonne hat es deutliche Verschiebungen bei den Haushalten in der Wahl der Tonnengröße gegeben. Die zu entsorgenden Abfallmengen sind nahezu stabil“, so der Gemeindevorstand in der Aufstellung. Insbesondere bei den 80-L-Tonnen seien oft größere Mengen Bioabfälle beinhaltet, die getrennt werden könnten. Umweltpolitisches Ziel sei es, die Mengen an Restmüll weiter zu reduzieren und brauchbare Recyclingstoffe und Biomasse zu separieren. „Um einen weiteren Anreiz zu schaffen wurden bei den 60-L-, 80-L- und 120-L-Tonnen die Mindestentleerungen bereits auf 16 gesenkt“, heißt es im Konzeptentwurf. Für Haushalte, in denen ein erhöhtes Restmüllvolumen unvermeidbar ist, wie zum Beispiel beim Entsorgen von Windeln, stehe auf der Abfallsammelstelle (AST) eine kostenfrei nutzbare Windeltonne bereit.

Depotcontainer für Papier nicht mehr zeitgemäß

Zum geplanten Abzug der Altpapier-Depotcontainer im Ortsgebiet, führte Seitz aus: „Die über das Gemeindegebiet verteilten Depotcontainer für Altpapier sind nicht mehr für die heutigen Erfordernisse geeignet. Wurden früher Zeitungen und Prospekte eingefüllt, so landet dieses Altpapier aufgrund seiner Größe in der Altpapiertonne am Wohnobjekt. Seit Jahren werden fast ausschließlich sperrige Umverpackungen und Kartons in den Depotcontainers entsorgt. Nach einer Erhebung des Abfuhrunternehmens ist die Auslastung, in Bezug auf das Gewicht, bei weitem nicht so hoch, wie sie in den Containern sein könnte. Das lässt den Schluss zu, dass viel Volumen produziert wird und durch die Kartons die Depotcontainer schneller gefüllt sind.“

Für das äußere Erscheinungsbild sei es nicht nur unschön, dass das zu entsorgende Altpapier häufig neben den Containern platziert werde, selbst wenn diese noch Aufnahmekapazitäten haben. Je nach Witterung stelle dies eine Umweltverschmutzung dar, die durch Personal der Gemeinde mühsam wieder beseitigt werden müsse. Da die Depotcontainer 24/7 anfahrbar seien, komme es auch zu einem Mülltourismus aus den Nachbarkommunen und zu Entsorgungen durch gewerbliche Anbieter. Seitz: „Einige Standorte sind bereits wenige Stunden nach der Entleerung wieder überfüllt.“ Neben einer strikten Nachverfolgung von unsachgemäß abgelegten Abfällen an den Depotcontainern wurde 2021 das Reinigungsintervall erhöht und es erfolgen zusätzliche Kontrollen an stark frequentierten Standorten. Eine Erhöhung des Abfuhrrhythmus war aufgrund fehlender Kapazitäten beim Entsorger nicht mehr möglich.

Wechsel der Altpapiertonne kostenfrei

„Neben der Gemeinde Liederbach ist die Gemeinde Kriftel die einzige Kommune im Main-Taunus-Kreis, und darüber hinaus, die noch flächendeckend öffentlich zugängliche Depotcontainer für Papier und Pappe anbietet“, betonte der Bürgermeister. Alle anderen Kommunen haben diese Container abgeschafft. Die Depotcontainer verursachen folgende jährliche Brutto-Kosten: Entleerungskosten: 55.800 Euro, Miete Depotcontainer: 6.300 Euro, Reinigung der Standorte: 24.100 Euro, Fixkosten pro Jahr: 86.200 Euro.

Ähnlich wie bei den Altpapiercontainern wurden auch Glascontainer über das Gemeindegebiet verteilt und zum Teil mit dem Altpapier kombiniert. Um nicht weitere Abstellflächen für die unsachgemäße Entsorgung von Abfällen anzubieten, sollten die Glascontainer an einigen wenigen Standorten konzentriert werden.

Um den Abzug der Altpapier-Depotcontainer zu kompensieren, soll ein kostenfreier Wechsel der Altpapiertonne angeboten werden. „Die Tonnenwechsel kosten bei Bestandsimmobilien 20 Euro pro Tauschvorgang. Im Rahmen einer zeitlich befristeten Übergangsfrist sollen diese Tauschvorgänge kostenfrei sein, damit die Bürgerinnen und Bürger ihre Tonnengröße auf ihre neuen Haushaltsmengen anpassen können“, heißt es in der Vorlage.

Abfallsammelstelle soll künftig länger geöffnet sein

In den vergangenen Jahren, und zusätzlich durch die Corona-Pandemie, hat sich das Nutzerverhalten verändert. Daher möchte die Gemeinde die Abfallsammelstelle ab 2023 deutlich länger öffnen. Zudem sollen berufstätigen Bürgerinnen und Bürgern während der Arbeitswoche ihre Abfälle, insbesondere Papier und Pappe, besser entsorgen können. Diese Erweiterung diene dazu, zum einen eine Entzerrung des Wochenendes zu erreichen und gleichzeitig den Service für die Bürgerinnen und Bürger zu erhöhen. Neben dem Schwerpunkt von Papier und Pappe diene die Erweiterung der Öffnungszeiten auch der Entsorgung von Garten- und Grünabfällen.

Die Entsorgung und Verwertung von Bioabfällen ist zwar deutlich günstiger als beim Restmüll. Allerdings gab seit der verpflichtenden Einführung der Bio-Tonne auch für die Biomasse einen deutlichen Preisanstieg. „Die Gründe hierfür liegen in der Auslastung der Biomassewerke und deutlich unterschätzten Handlingskosten durch Störstoffe. Lag der Preis für die Verwertung pro 1.000 kg im Jahr 2016 bei 59,33 Euro, ist der Preis sukzessive auf 109,11 Euro im Jahr 2020 gestiegen“, wird in der Drucksache dargestellt. Insgesamt lande im Biomüll noch zu viele Gartenabfälle. Äste und Kehricht müssen zum Beispiel für die Verwertung des Biomülls aussortiert werden. Daher soll die Grünschnittsammlung im Ortsgebiet ausgeweitet werden.

Mehr Grünschnitt seit Corona

Für das laufende Jahr 2021 wurde bereits eine zusätzliche Straßensammlung angeboten, da durch die Corona-Pandemie die Mengen im Jahr 2020 deutlich gestiegen sind. Statt der bislang sechs Straßensammlungen sollen für den neuen Ausschreibungszeitraum acht Termine vorgesehen werden. Diese sollen in der Pflanzzeit im Frühjahr und Herbst konzentriert werden und nach vorheriger Anmeldung beim Entsorger bestellt werden. Ein gesonderter Termin für Weihnachtsbäume im Januar ist zusätzlich vorgesehen. Die Papiersäcke sollen als weiterer Anreiz kostenfrei an die Haushalte abgegeben werden.