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WGS: Rückkehr in den Regelbetrieb

Start des Regelunterrichts wurde zum Freutag

Heute sei ein „Freutag“, sagt einer von den vielen Schülerinnen und Schülern, die sich auf dem Schulhof der Krifteler Weingartenschule aufhalten. Eigentlich ist ja Freitag. Aber eben ein ganz besonderer. Denn es fand – nach Dezember vergangenen Jahres – wieder Regelbetrieb statt. Die Coronakurve geht steil nach unten. Das hat positive Konsequenzen für viele hessische Schulen. Die stetig sinkenden Inzidenzzahlen im Main-Taunus-Kreis hatten zur Öffnung für den Präsenz-Unterricht für alle geführt.

Tatsächlich haben sich an diesem speziellen Tag wohl die meisten wieder auf die Schule gefreut. Das sei ihre Schule, erklären die Mädchen in einer Ecke des Schulhofs, da gehörten sie doch hin. Jetzt sind alle wieder da. Ein gutes Gefühl. Endlich ist die WGS wieder so lebendig, wie man sie kennt: Laut, fröhlich schwätzend und sich gestenreich begrüßend laufen die Kinder in das Gebäude, immer darum bemüht, den Sicherheitsabstand zu waren. Denn die Hygieneregeln gelten natürlich nach wie vor. Genauso wie die Pflicht, eine Maske zu tragen.

Die Klassenzimmer sind wieder voll mit den üblichen Schulutensilien: Rucksäcke, Bücher, Hefte, Mäppchen. Eben endlich wieder „Leben in der Bude“, wie Direktorin Elke Wetterau-Bein in ihrer Begrüßungsdurchsage verlauten lässt. „Darauf warten wir schon so lange“, führt sie weiter aus. Erst am Vortag um 12 Uhr hatte es das „Go“ vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration gegeben. Auf dessen Homepage waren die sich ständig ändernden Inzidenz-Zahlen für Hessen nachzulesen. Sie stabilisierten sich für den Main-Taunus-Kreis erst allmählich. Dann aber ein Aufatmen in der Schulleitung. Denn erst wenn die Inzidenz den Schwellenwert von 50 an fünf aufeinanderfolgenden Kalendertagen unterschreitet, durfte der tägliche Präsenzunterricht stattfinden. Das war ab dem 28. Mai der Fall.

Wiedervereint

Kein Wechselunterricht, keine Trennung in Distanz- und Präsenzunterricht mehr. „Wie eine Art Wiedervereinigung ist das“, bringt es Achtklässler Firat auf den Punkt. Sich austauschen, reden, necken, lachen, trösten – alles ist wieder drin. Kleine Wehwehchen bekommen in der Verwaltung sofort ein Trostpflaster. Auch sie gehören eben zu einem normalen Schulalltag, den viele so vermisst haben. Es menschelt wieder. Seit der Weihnachtszeit war alles wie eingefroren. Das kann man an dem vergessenen Christbäumchen in einer Ecke im Klassenzimmer der G8a gut erkennen.

„Die Schüler gucken ganz anders“, hat Realschulzweigleiter Dr. Christoph Richter in seinen Klassen beobachtet. Am ersten Tag seien sich die Mitschüler noch etwas fremd. Müssen ihren Platz in der Klasse unter 25 Klassenkameraden erst wiederfinden. Vielleicht sogar einen neuen Stand. In der Mathematikklasse von Klassenlehrer Marco Sivestri sagen drei Mädchen, dass sie ein besseres Zeugnis erwarten als letztes Jahr. Warum? Der Distanzunterricht habe ihnen die Möglichkeit gegeben, sich mehr einzubringen. Schülerin Sina fasst das so zusammen: „Ich habe am Computer mehr mitgemacht, war mündlich besser.“ Die Klassenmehrheit aber gibt sich nicht so optimistisch und führt dabei gute Gründe an: Stress mit den Geschwistern, alleine vor dem Bildschirm verkümmern, kein Dialog mit den Lehren, heißt es. Da gehe die Motivation flöten.

Neue Herausforderungen

Sieben Wochen bis Schuljahrsende sind es noch. Arbeiten müssen geschrieben, Lernstoff muss nachgeholt werden. „Erst einmal in der Schulrealität ankommen, das ist wichtig“, analysiert Dr. Richter die Situation „das dauert erst einmal“. Der Lehrerschaft gehe es nicht anders. Es sei eben eine andere Präsenz, leibhaftig vor einer vollen Klasse zu stehen. „Durchaus auch eine körperliche Herausforderung“, fasst Studienrat Marco Silvestri seine ersten Erfahrungen zusammen.

Einen Coronatest machen vor dem Unterricht alle, Schüler- und Lehrerschaft. Laut der Schulleiterin sei am ersten Tag niemand positiv getestet worden. Was sie von der Impfung für Kinder hält? „Wo sollen denn auf einmal all die Impfstoffe herkommen?“, fragt sie leicht irritiert. „Für mich ist erst einmal ein laufender Schulbetrieb wichtig.“ Und wenn es doch so käme, gebe es mit ihr keine Privilegien für Geimpfte, zeigt sie sich entschlossen.

Wenn es nach den Schülerinnen und Schülern der G8a gehe, hätten bald alle ihre Impfung in petto. „Wenn alle geimpft sind, können wir uns wieder frei bewegen“, wünschen sich die Kinder.

Es gongt zur Pause. Türen fliegen auf, Kinder und Jugendliche strömen maskiert aus ihren Klassenzimmern. Es herrschen Gewimmel, Gewusel und Gedrängel. Der ganz normale Wahnsinn eben, wie Dr. Richter fast erleichtert feststellt. Ein Anfang sei heute jedenfalls gemacht. Auch wenn ihm in diesem Fall kein Zauber innewohnt. Denn bis zu einer Corona-freien Zeit wird es noch Weilchen dauern.                                                                          Alexander van de Loo