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50 Jahre Freizeitpark - Flora und Fauna
896 Bäume auf 12 Hektar - größte Grünfläche in Kriftel
Der Freizeitpark wird in diesem Jahr 50 Jahre alt. Darauf ist die Gemeinde Kriftel zu Recht stolz, wird er doch von Jung und Alt geliebt – und nicht nur von den Kriftelerinnen und Kriftelern. Noch heute ist der Park in der gesamten Region etwas Besonderes – eine „Grüne Lunge“ zum Durchatmen. In einer mehrteiligen Serie stellt Alexander van de Loo den Park in all seinen Aspekten vor - bis zum großen Fest, das vom 15. bis 17. Juli im Park gefeiert wird.
„Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus“, heißt es in dem bekannten spätromantischen Frühlingslied. Aber stimmt das denn noch, was seit 1841 wohlgemut intoniert wird? 50 Jahre Freizeitpark Kriftel – Zeit für eine ökologische Bestandsaufnahme. Nach den heißen und knochentrockenen Frühjahren und Sommern 2018, 2019 und 2020 war 2021 immerhin etwas feuchter und etwas kühler. „Es gab eine leichte Erholung, aber die Schäden bleiben auf hohem Niveau“, stellt der Erste Beigeordnete Franz Jirasek, auch zuständig für Kriftels große Park- und Grünanlagen, fest.
Die Grüne Lunge Kriftels ist mit mittlerweile 12 Hektar die größte innerstädtische Grünfläche. 896 Bäume stehen da. Darunter viele Hainbuchen, verschiedene Ahornarten und Stieleichen. Der Mammutbaum ist etwas Besonderes: 41 Jahre alt und am 31. Mai 1981 im Park eingepflanzt. Als Zeichen der Verbundenheit mit der Partnerstadt Airaines. Ein wichtiges Symbol der Freundschaft und besonders pflegeintensiv. Jetzt hat er braune Stellen. Ihm muss geholfen werden. Zwei Meter hoch war er beim Einpflanzen. Jetzt ist er zehnmal so groß. Er steht unter besonderer Beobachtung.
Klimawandel: Bewusst handeln
Im gesamten Gemeindegebiet haben die Bäume zu wenige Blätter ausgebildet, die Kronen sind zu licht. „Nach wie vor müssen wir tote Äste aus den Bäumen schneiden oder sie ganz fällen“, sagt der zuständige Mitarbeiter und studierte Landschaftsarchitekt Torsten Horn. Die Auswirkungen der Dürresommer von 2019 und 2020 hätten leider auch im Freizeitpark Spuren hinterlassen. „Wir hatten praktisch keinen Ahorn ohne die berüchtigte Rußrindenkrankheit mehr“, berichtet Jirasek, „das gab es früher nicht.“ Sie führe ausgelöst durch den Pilz Cryptostroma Corticale zum sicheren Tod des Baumes. Über 30 Ahornbäume mussten in Kriftel daher gefällt werden. Davon standen viele im Freizeitpark. Jeder einzelne tue weh, bedauert Jirasek. Aber es werde aufgeforstet.
Die Parkverwaltung ist inzwischen in die Offensive gegangen und versuche zu retten, was zu retten ist. Da wurden Löcher um Bäume in den Boden gebohrt, bis zu 80 Zentimeter tief, 10 bis 15 Zentimeter breit. Dort hinein wurde Dünger gefüllt, mit Kompost angereichert und gewässert. Letztlich müsse zunächst ein wenig mit ungewissem Ausgang experimentiert werden, erklärt Jirasek. In welchem Abstand die Löcher zu den Wurzeln gesetzt werden müssen, wie viel Wasser die Bäume danach brauchen, all das müsse ausprobiert werden, betont er. Eines sei klar: Der Aufwand sei enorm, aber unverzichtbar.
Stichwort Klimawandel. Klar müsse man etwas tun, aber bewusst. Reiner Aktionismus könne eher schaden. „Denn unsere heimischen Insekten sind nicht kompatibel“, wie Jirasek betont. Pflanze man einfach wahllos Bäume aus südlichen warmen Ländern, die Hitze gewohnt sind, so nehmen sie diese nicht an, sind sich die beiden Grünflächenexperten einig. Und schnell sei ein funktionierendes Biotop gestört.
Nachhaltiger sei es da, auf Empfehlungen des Frankfurter Palmengartens oder des hessischen Gartenlandschaftsbaus zu hören. Noch gebe es keine Langzeitstudien, welche Bäume „funktionierten“. Im Freizeitpark sieht man an einzelnen Bäumen viele braune Stellen. Ein Zeichen, dass sie leiden. „Es ist gut, dass es eine Untersuchungspflicht für Bäume in Kriftel gibt“, versichert Jirasek. „Jeder der insgesamt 3.595 Bäume in Kriftel bekommt eine Nummer und wird einmal im Jahr geprüft.“ Ein Jahr im belaubten, das nächste im unbelaubten Zustand.
Im Herbst eingelagert
Ein ganzes Team kümmert sich um die Pflanzen im Park und rundherum: Markus Tänzer ist im Sommer täglich mit einem Wasserwagen in Kriftel unterwegs, Gärtner Thomas Metz ist hauptsächlich für die Bepflanzung verantwortlich: „Es braucht Hingabe zum Beet“, ist er überzeugt. Viel getan wird zum Beispiel für die prachtvollen Canna-Pflanzen am Parkeingang in der Parkstraße. Die werden im Herbst ausgegraben, eingelagert und im Frühjahr wieder eingepflanzt. Die Überlegung, Bürgerinnen und Bürger als Wasser-Paten für Bäume einzusetzen, habe man schnell verworfen, so Jirasek. „Da reichen im Sommer nicht ein zwei Gießkannen pro Tag. Bäume brauchen in den Sommermonaten sicher einmal pro Woche bis zu 100 Liter Wasser.“
Der Teich im Park, der jedes Jahr aufwendig gereinigt wird, habe eine große Bedeutung: Er sei wichtig für Kleinstlebewesen sowie das Mikroklima durch Verdunstung und Abkühlung. Die eingezäunte Fläche am Brunnen „Im Bieth“ habe man vor einiger Zeit in Zusammenarbeit mit dem Vogelschutzbeauftragten der Gemeinde mit speziellen Sträuchern bepflanzt, dessen Früchte Vögel lieben, um hier einen Rückzugsort zu schaffen. Auch eine Imkerin hatte hier ihre Bienenkästen aufgestellt. In der Überlegung sei zudem, einige weniger genutzte Flächen im Park weniger zu mähen und in Wildblumenwiesen umzuwandeln. Wildstauden wurden bereits angepflanzt.
Spagat zwischen Nutzung und Umweltschutz
„Wir als Verwaltung müssen hier aber immer wieder einen Spagat machen zwischen den Bedürfnissen der Parknutzer und dem Natur- und Umweltschutz. Gerade in der Coronazeit waren hier viele Menschen aus der gesamten Region zu finden. Das ist einerseits schön und Sinn eines Parks, andererseits kämpfen wir mit einer zunehmenden Vermüllung“, so Jirasek. Selbst eine achtlos weggeschnippte Zigarettenkippe könne schon bis zu 1000 Liter Wasser verunreinigen. Zeitweise musste aufgrund der Brandgefahr das Grillen untersagt werden. Fahrradfahrer, Spaziergänger, Hundebesitzer/innen Kinder und Jugendliche, die Ballspielen und Toben, tummeln sich im Park – und auch abseits der Wege.
Wie lässt sich also aus ökologischer Sicht den Schäden entgegenwirken? Es gäbe schon wichtige Stellschrauben, um die Situation zu verbessern, so Jirasek. Passende Klimabäume bei Neupflanzungen zu nehmen, regelmäßige Wässerung durch den Bauhof, insektenfreundliche Wiesenzonen und Wildstaudenbeete können helfen.
Aber man könne die Gemeinde auch jenseits des Parks grüner werden lassen. So werden bei aktuellen Bauplänen mehr Bepflanzungen - Baumbeete und Grüninseln - von vornherein mit einbezogen, potentielle Baumstandorte ermittelt und adäquate Bewässerungssysteme eingeplant. „In Kriftel sind schon die ersten Palmen und Bananenstauden gesichtet worden“, sagt Franz Jirasek zum Abschluss. Und lustig ist das nicht gemeint.