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DAS passiert in Kriftel

Das Schiedsamt ist jetzt wieder komplett

Sie helfen Streitigkeiten zwischen Nachbarn unbürokratisch beizulegen

2018 gratulierten Bürgermeister Christian Seitz und der Erste Beigeordnete Franz Jirasek Schiedsmann Manfred Neumann zum Erhalt des Landesehrenbriefes, 2019 folgte die Gratulation zum 75sten Geburtstag. Nun hört der langjährige Schiedsmann nach 15 Jahren Dienst in diesem wichtigen Ehrenamt auf. Der Erste Beigeordnete Franz Jirasek bedankte sich daher jetzt herzlich bei einem Treffen im Rathaus bei ihm für sein großes ehrenamtliches Engagement und übergab ihm im Namen der Gemeinde ein Geschenk.

„Ich hätte gerne weitergemacht. Es ist schade, dass ich nun im ‚Zwangsruhestand‘ bin und aufhören muss“, betonte Neumann schmunzelnd. Fit genug wäre er gewesen, weiterzumachen. Und Erfahrung hat er genug gesammelt. Aber eine Wiederwahl war nicht möglich: Gesetzlich geregelt ist, dass nur Personen in das Amt berufen werden können, die bei Beginn der Amtsperiode ihr 75stes Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Daher werde er sich jetzt nach einer neuen ehrenamtlichen Betätigung umsehen müssen, so der ehemalige Schiedsmann augenzwinkernd.

Er ist jedoch genau wie seine langjährige „Kollegin“ Angela Feuerbach froh, dass die entstandene Lücke gefüllt werden konnte: Angela Feuerbach, ebenfalls bereits 15 Jahre im Amt, wurde zur Schiedsfrau ernannt. Die freigewordene Position der Stellvertretenden Schiedsperson nimmt nun mit Beginn des Jahres Matthias Knies ein. Er war von der Gemeindevertretung bereits im März 2022 gewählt und dem Amtsgericht Frankfurt vorgeschlagen worden. „Bedauerlicherweise hat die offizielle Ernennung durch das Amtsgericht lange auf sich warten lassen“, so Jirasek. „Wir sind ja froh, wenn wir überhaupt Nachfolger für diese Ämter finden!“ Am 3. Januar ging dann endlich das offizielle Ernennungsschreiben des Amtsgerichtes bei Knies ein.

Über den Gartenzaun hängende Äste sind oft Streitgrund

Bereits im vergangenen Jahr hat Angela Feuerbach ihren neuen Kollegen aber bereits in die Aufgabe eingeführt. Bei einigen Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern war er schon dabei. „Ein spannender Job“, findet der 61-Jährige, der 2017 nach Kriftel gezogen ist und dem es wichtig ist, sich im eigenen Wohnumfeld ehrenamtlich zu engagieren. „Mir liegt das soziale Miteinander am Herzen“, betont er. Knies arbeitet als Key Account Manager batteriegestützter Ersatzstromversorgungsanlagen. Sein neues Amt nimmt er ernst: Demnächst wird der zweifache Großvater beim Bund Deutscher Schiedsleute ein Grundlagenseminar zum fundierten Einstieg in das Amt besuchen. Um über Neuerungen in der Gesetzgebung auf dem neuesten Stand zu bleiben, werden Schiedsleute von der Vereinigung außerdem regelmäßig geschult.

Gemeinsam mit Schiedsfrau Angela Feuerbach (51) wird Matthias Knies dann in den nächsten fünf Jahren für außergerichtliche Schlichtungen zuständig sein. Beide beraten all diejenigen, die sich mit ihren Nachbarn streiten und allein zu keiner Lösung oder Einigung kommen. Im offenen Gespräch werden Probleme angesprochen und konstruktiv nach Lösungen gesucht. „2022 haben wir vier Schiedsverfahren geführt“, erzählt die vierfache Mutter und studierte Pädagogin Angela Feuerbach. In jedem Fall waren Streitigkeiten unter Nachbarn zum Thema „Garten“ und „Rückschnitt von Bäumen und Ästen“ der Grund.

In einigen Fällen fanden die Gespräche vor Ort statt. „Oft hilft es schon, über die Probleme mit einer unbeteiligten Person zu sprechen“, sagt sie. „Wichtig ist es aber, dass die Parteien am Schluss selbst zu einer Lösung kommen“, erklärt die Schiedsfrau. „Wir sind nur die neutralen Moderatoren der Gespräche und sorgen dafür, dass beide Seiten gleichermaßen ausführlich ihren Standpunkt darlegen können.“ In drei Verfahren habe es 2022 glücklicherweise eine Einigung auf diesem Wege gegeben.

Entlastung für die Gerichte

Jirasek: „Schiedsleute helfen dabei, die Gemeinde und auch die Gerichte zu entlasten. Auch wir verweisen bei kleineren, nachbarschaftlichen Reibereien die Bürger, die sich an unsere Ordnungsbehörde wenden, zumeist an das Schiedsamt weiter.“ Neben wuchernden Pflanzen können auch Lärm durch Hundegebell oder handwerkliche Arbeiten an den Nerven von Nachbar/innen zehren. Das kann zu jahrelangem Stress führen. Beleidigungen oder geringfügige Körperverletzungen können ebenfalls Gegenstand eines Schlichtungsgespräches sein.

Der Vergleich wird dann schriftlich fixiert und von beiden Parteien unterschrieben. Er ist rechtsverbindlich und besitzt 30 Jahre Gültigkeit. Nur wenn die Schlichtung erfolglos war, kann geklagt werden. Doch ein Verfahren vor Gericht zieht sich nicht selten über Jahre hin - und kostet viel Geld. Die Schiedsleute dagegen erheben eine Gebühr, wenn es zu einer Verhandlung kommt, von unter 50 Euro.

Mit dem Krifteler Schiedsamt können telefonisch Termine vereinbart werden unter 0152/552 777 61 (ab 14 Uhr).