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Mit Schubert Winterreise auf den Olymp
Schuberts Winterreise: gefeierter Saisonauftakt
Am Sonntag veranstaltete das Musikforum Kriftel im Rahmen seiner Konzertreihe das erste Konzert des Jahres 2023, das ursprünglich schon für letztes Jahr geplant war, aber verschoben werden musste. Passend zur Jahreszeit boten Alexander Rinke (Bariton) und Friederike Wiesner (Klavier) in rund 75 Minuten ohne Pause Schuberts „Winterreise“ dar.
Wie der Leiter des Musikforums, Dietmar Vollmert, in der Einleitung zum Konzert sagte, stellt die Winterreise als Zyklus ein Olymp im Repertoire für Liedsängerinnen und Liedsänger dar, zumal die 24 Lieder nach Texten von Wilhelm Müller keine abgeschlossene Erzählung oder Geschichte darstellen, sondern als eine lose Abfolge von Aspekten und Eindrücken der Isolierung betrachtet werden können. Daher kann dieser Zyklus als das vielleicht Resignierteste, das je in Musik geschrieben wurde, angesehen werden. Umso spannender ist es, zu sehen, wie die jeweiligen Interpreten sich dem Werk nähern.
Sicherlich kennen auch die, die den Zyklus noch nie ganz gehört haben, zumindest einige der Lieder. So ist die berühmte Zeile “Mit meinen heißen Tränen” aus dem vierten Lied des Zyklus (“Erstarrung”) zum Titel einer dreiteiligen Fernsehserie über Franz Schubert avanciert, das Lied “Der Lindenbaum” mit seinem Beginn “Am Brunnen vor dem Thore” oder auch das letzte Lied “Der Leiermann” sind ins kollektive Gedächtnis eingegangen.
Alexander Rinke und Friederike Wiesner näherten sich dem Liederzyklus mit großer Ehrfurcht, aber ohne davor oder deswegen darin zu erstarren. Ihre Interpretation zeichnete sich durch eine entspannte Annäherung mit passenden Ausbrüchen und auch wieder Rücknahmen aus. Alexander Rinkes Bariton ist immer sehr textverständlich, sowohl laute als auch leise Passagen konnten so sowohl in der Tiefe als auch in der Höhe das Publikum ergreifen. Friederike Wiesners Begleitung auf dem Klavier zeichnet sich, wie langjährige Besucher der Konzerte des Musikforums schon oft erleben konnten, durch eine intensive Gemeinsamkeit der Interpreten aus, die sich kongenial ergänzten. So wurde der ganze Zyklus zu einem intensiven Erlebnis, das keinen der zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörer unberührt ließ.
Es waren mehr als 70 Besucherinnen und Besucher im Saal, die ihrer Bewunderung über den gelungenen Abend mit sehr ungewöhnlich hohen Spenden von in Summe 435 Euro für das Musikforum sehr deutlich Ausdruck gaben. M. Pfützner