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Personalmangel beeinflusst Kitabelegung
Fachkräftemangel und mehr Personalbedarf: von 475 nur 411 Kitaplätze zu belegen
In der laufenden Ausschussrunde informierte Bürgermeister Christian Seitz die Ausschussmitglieder ausführlich über den Stand der voraussichtlichen Belegung der Betreuungsplätze der Kindertagesstätten in Kriftel im Betreuungsjahr 2023/2024. „Dabei handelt es sich natürlich um eine Stichtagsbetrachtung vom 30. April 2023, die täglichen Änderungen unterworfen ist“, betonte er.
Zum Hintergrund: Die Träger der Jugendhilfe haben in Zusammenarbeit mit den Städten und Gemeinden den gesetzlichen Auftrag, ein bedarfsgerechtes Betreuungsangebot für Kinder anzubieten. Zunächst wurde dieser Rechtsanspruch für Kinder ab dem 3. Lebensjahr bis zum Eintritt in die Grundschulen geschaffen. Seit dem 1. August 2013 gibt es für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz.
Aktion „Familienfreundliches Kriftel“ frühzeitig gestartet
Seitz: „Die Gemeinde Kriftel hat sich im Rahmen der Aktion ‚Familienfreundliches Kriftel‘ bereits vor Einführung dieses Rechtsanspruches zum Ziel gesetzt, stets ein qualitatives und bedarfsgerechtes Betreuungsangebot vorzuhalten. Dieses Ziel verwirklicht die Gemeinde gemeinsam mit den Trägern der Betreuungseinrichtungen - der Katholischen sowie der Evangelischen Kirche, dem Deutschen Roten Kreuz Familiendienste Main-Taunus und der Gesellschaft Kinder(t)räume.“
Für den Bereich der Schulkinderbetreuung bietet seit dem Schuljahr 2022/2023 der Main-Taunus-Kreis ein bedarfsgerechtes Angebot für die Lindenschule an. Auch in diesem Bereich sei für die Zukunft zu erwarten, dass es zu einem Rechtsanspruch kommen werde, so der Bürgermeister. Deshalb habe der Main-Taunus-Kreis die Lindenschule so ausgebaut, dass räumlich eine Betreuung aller Schulkinder auch am Nachmittag möglich wäre.
Über 20 Millionen Euro für Ausbau der Krifteler Kitas
„In den letzten Jahren wurden bedeutende Investitionen getätigt, um einerseits das quantitative Platzangebot erheblich zu erweitern und auf der anderen Seite eine hohe qualitative Betreuung in modernen Einrichtungen zu ermöglichen“, so Seitz weiter. „Mit der Fertigstellung der Kita St. Vitus wurde eine weitere neue und moderne Einrichtung als Ersatz für die Kita Kinderplanet geschaffen und das Platzangebot erheblich erweitert.“ Mit dem geplanten Neubau einer Kita in der Bleichstraße werde die Einrichtung der Kinder(t)räume (ehemals Montessori Kinderhaus) in diese Liegenschaft einziehen. Die Inbetriebnahme dieser neuen Einrichtung ist mit Beginn des Kindergartenjahres 2025/2026 beabsichtigt. Seitz: „Insgesamt wird die Gemeinde damit dann über 20 Millionen Euro in den Ausbau und die Modernisierung der Kindertagesstäten in Kriftel investiert haben. Mit 475 genehmigten Kitaplätzen und 119 Krippenplätzen stehen somit baulich mehr als ausreichende Kapazitäten zur Betreuung aller Kinder, die einen Betreuungsplatz wünschen, in modernen Einrichtungen zur Verfügung.
Personalmangel und der gestiegener Personalbedarf
Dass deutschlandweit und so auch in Kriftel momentan die quantitativen Betreuungsmöglichkeiten dennoch eingeschränkt sind, dafür sind mehrere Faktoren ausschlaggebend: „Da ist zum einen der deutschlandweite, hohe Fachkräftemangel im Bildungs- und Erziehungsbereich. Zum anderen nimmt die Anzahl der Kinder mit Integrationsstatus weiter zu und dies führt zusätzlich zu einer Reduzierung der Gruppengrößen in den Kitas“, so Bürgermeister Seitz. Das führe dazu, dass von den 475 Kitaplätzen nach den Betriebsgenehmigungen momentan nur 411 (Ü3) genutzt werden können. Zudem kann eine komplette Krippengruppe aufgrund mangelnden Personals nicht betrieben werden.
Im Bericht für die Mandatsträgerinnen und Mandatsträgern wird es ganz genau aufgeschlüsselt:
Kinder unter 3 Jahren: Im Kindergartenjahr 2023/2024 stehen gemäß den Betriebsgenehmigungen 119 Plätze zur Verfügung, es können aber nur 103 Plätze belegt werden, da in der Kita St. Vitus aufgrund von Personalmangel weiterhin nur eine Krippengruppe betrieben werden kann. „Mit der Fachaufsicht der katholischen Kirchengemeinde für die Kita St. Vitus findet momentan ein intensiver Austausch statt, wie durch attraktivitätssteigende Maßnahmen das dringend notwendige Fachpersonal gewonnen werden kann. Sofern zusätzliches Fachpersonal eingestellt werden kann, ist zur Abdeckung des aktuellen Betreuungsbedarfs für die Altersgruppe 3 bis 6 Jahre die vorübergehende Umwandlung der Krippengruppe in eine Kindergartengruppe (Ü3) geplant. Dies muss jedoch dann von dem Jugendamt des Main-Taunus-Kreises genehmigt und die Betriebserlaubnis geändert werden“, heißt es im Bericht. Seitz: „Zurzeit stehen aber keine Kleinkinder auf der Warteliste ‚U3‘. Nach dem aktuellen Kenntnisstand können also alle angemeldeten Kinder aufgenommen werden!“
Kinder über 3 Jahren: Zu Beginn des Kindergartenjahres 2023/24 stehen in dieser Altersgruppe von 475 nur 411 Betreuungsplätze zur Verfügung. „Die Verteilung der Integrationsbedürftigen Kinder wird unter Berücksichtigung der einrichtungsbedingten Gegebenheiten für alle so effizient und kindgerecht wie möglich gestaltet. Dies geschieht in enger Absprache zwischen den Trägern, den Kita-Leitungen und der Gemeindeverwaltung“, heißt es im Bericht. Bürgermeister Christian Seitz betonte in den Ausschüssen: „Eine wesentliche Verbesserung der quantitativen Platzsituation ist jedoch nur dann kurzfristig zu erreichen, wenn die starren gesetzlichen Personalstandards für Kitas gelockert werden. Der Mangel an pädagogischen Fachkräften ist ein gesamtdeutsches Problem und auch nicht dadurch sinnvoll lösbar, dass Personal durch übertarifliche Anreize abgeworben wird. Leider sind mit Ausnahme der Stadt Frankfurt, die erhebliche übertarifliche Zugaben gewähren, alle anderen Kommunen im Großraum Rhein-Main von dem Personalmangel betroffen. Bei den Nachbarkommunen ist die Versorgungssituation in der Kita-Betreuung überwiegend wesentlich angespannter als in Kriftel.“ Trotz aller Bemühungen können erstmals seit vielen Jahren auch in Kriftel zunächst nicht alle Kinder bei der Platzvergabe berücksichtigt werden, obwohl die räumlichen Kapazitäten und Voraussetzungen mehr als ausreichend sind.
Kinder geflüchteter Familien: Die Zahl der zu betreuenden Kinder ist auch durch die Zuwanderung weiter gestiegen. So sind zum Beispiel Familien aus der Ukraine nach Kriftel gekommen, die Kinder im Kitaalter haben. „Auch hier bemüht sich die Gemeinde in Zusammenarbeit mit den Trägern Lösungen zu finden“, heißt es im Bericht. Zunächst wurde eine Spielgruppe für ukrainische Kinder in den Räumlichkeiten der ehemaligen Kita in der Bleichstraße geschaffen. Derzeit nutzen dieses Angebot zehn ukrainische Kinder. Da die Spielgruppe von drei ukrainischen Frauen betreut wird, die auch deutsch sprechen, konnte ihnen eine berufliche Perspektive gegeben werden. „Dennoch ist es im Sinne einer guten Integration und Sprachentwicklung notwendig, dass auch die Kinder dieser Spielgruppe einen Betreuungsplatz in einer Kita bekommen“, so der Bürgermeister. „Es muss also alles getan werden, dass möglichst schnell das notwendige Personal gefunden wird. Bis dahin bitten wir diejenigen Familien um Verständnis, denen wir aktuell noch keinen Betreuungsplatz für ihre Kinder anbieten können.“ Gelingt es die U3 Gruppe in eine Ü3 Gruppe umzuwandeln und wird dafür durch den Träger das nötige Personal gefunden, kann es noch gelingen allen Kindern einen Betreuungsplatz anzubieten.
Schulkinderbetreuung/Geschwisterermäßigung: Um die Familien in Kriftel weiterhin zu unterstützen und zu entlasten, gewährt die Gemeinde Kriftel auch Kindern, die die Schulkindbetreuung in der Lindenschule Kriftel besuchen, eine Geschwisterermäßigung. Durch den Trägerwechsel zum Main-Taunus-Kreis zum 1. September 2022 müssen jedoch die Eltern den Zuschuss bei der Gemeindeverwaltung beantragen. Das geht HIER.