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Vogelschützer haben Positives zu berichten
Warum das „Tier des Jahres 2023“ bei den Vogelschützern nicht ganz so gerne gesehen wird
Das Krifteler Vogelschutzteam, bestehend aus dem Vogelschutzbeauftragten Peter Krüger und seinen Kollegen Heiner Tecklenburg und Richard Hilgart, kennt sich in Kriftels Vogelwelt bestens aus: Rund 150 Nistkästen werden von ihnen, verteilt über das gesamte Gemeindegebiet, regelmäßig kontrolliert und sauber gehalten. Und auch ein neuer Platz wird gesucht, wenn sie nicht angenommen werden. Zwar berichten die Vogelschützer alljährlich im Rathaus über den bedauernswerten Rückgang von Singvogelarten, was unter anderem mit dem Rückgang von Insekten und von Rückzugsgebieten (Stichwort „Steingärten“) zu tun hat. In diesem Jahr waren etwas mehr als ein Drittel, genauer gesagt 55 Nistkästen, mit Vogelfamilien besetzt. Aber es gibt immer wieder auch erfreuliche Neuigkeiten, wie die gute Entwicklung der Steinkäuze oder die Erholung der Blaumeisen-Population.
„Wir raten mittlerweile, unsere Singvögel im Garten rund ums Jahr zuzufüttern. Und da sind Sonnenblumenkerne am allerbesten geeignet“, so Peter Krüger jetzt beim alljährlichen Treffen mit dem Ersten Beigeordneten Franz Jirasek und Bauamtsleiter Martin Mohr im Rathaus. „Wir versuchen auch, die Bürgerinnen und Bürger im persönlichen Gespräch dazu aufzurufen, nicht den letzten Winkel im Garten, auf dem Balkon oder auf den Anlagen aufzuräumen“, so Heiner Tecklenburg. Wichtig sei es auch, Wassertränken täglich zu reinigen und möglichst Futterspender zu verwenden, damit das Futter sauber bleibt.
Gemeinde finanziert neue Nistkästen
Torsten Horn vom Amt für Grünes konnte krankheitsbedingt leider nicht anwesend sein. Er ist Ansprechpartner des Teams Vogelschutz, wenn es um die Anschaffung von Vogelfutter, Reparaturen oder Neubestellungen von Nistkästen oder auch Neuanpflanzungen geht, die im besten Fall Vögeln Verstecke und Nahrung bieten. Hier stellt die Gemeinde Gelder zur Verfügung. „Die Gemeinde tut insgesamt viel für Insekten und Vögel, gerade in den letzten Jahren mit der Anlage von Wildstaudenbeeten und der extensiven Mahd von Wiesenflächen“, betont Franz Jirasek. Er nutzte die Gelegenheit, dem Team erneut für das große ehrenamtliche Engagement zu danken, das nicht selbstverständlich sei.
Auch diesmal ging es beim Treffen im Rathaus wieder um Flächen, an denen weitere Kästen Sinn machen könnten – wie am Josef-Wittwer-Haus oder auch in der „wunderschönen Obstbaumwiese“ am Ortseingang aus Richtung Zeilsheim. „Das ist ein tolles Biotop und Kleinod“, lobte Peter Krüger. Jirasek versprach auf dessen Bitte hin, abgestorbene Bäume zeitnah zu ersetzen.
Kriftel als „Steinkauz-City“ in der Region bekannt
Besonders stolz ist man im Vogelschutzteam und auch bei der Gemeinde auf die in Kriftel besonders hohe Zahl an Steinkäuzen. „Das sorgt auch in der Eulengemeinschaft des Main-Taunus-Kreises für Aufmerksamkeit“, sagte er. Aber auch in der gesamten Region sei Kriftel mittlerweile als „Steinkauz-City“ bekannt. 31 Jungvögel der kleinen Eulenart hatten 2022 wieder beringt werden können. Das übernimmt jedes Jahr Michael Orf von der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz.
Inzwischen sei die komplette Krifteler Gemarkung mit Steinkauzröhren „abgedeckt“, berichtete das Team. 2016 hatte man die ersten Röhren aufgehängt, um damit die immer weniger werdenden natürliche Bruthöhlen in alten Obstbäumen zu ersetzen. Inzwischen hängen 23 in Kriftel. Den Erfolg kann man sehen.
„Wir bedanken uns nicht nur bei der Gemeinde für die Unterstützung unserer Arbeit, auch bei den Grundstückseigentümern für die Möglichkeit, auf ihren traumhaft schöne Streuobstwiesen - zum Teil mit altem Obstbaumbestand im Sinne des Vogel- und Naturschutzes tätig sein zu können“, so Peter Krüger. Ohne sie sei der Bruterfolg nicht möglich.
Possierlicher Gartenschläfer ist ein „Hausbesetzer“
Ein kleines, possierliches Tier mit der charakteristischen Augenmaske ist allerdings bei den Vogelschützern nicht ganz so gemocht, da es sich in Nistkästen breit macht, um dort seinen Winterschlaf zu halten: der Gartenschläfer, der unlängst von der Deutschen Wildtierstiftung zum „Tier des Jahres 2023“ gekürt worden ist. Das nur etwa faustgroße Tier steht in Deutschland als "stark gefährdet" auf der Roten Liste bedrohter Arten.
Der nachtaktive Kletterkünstler hält rund sechs Monate Winterschlaf. „Und das ist für die Vögel oft zu lange, die nisten möchten“, erklären die Vogelschützer. Zudem hinterlasse er in seinem Vogelhausappartement oft eine regelrechte Sauerei. „Es ist eine wirklich unangenehme Arbeit, die Kästen im Anschluss wieder zu reinigen“, betont Peter Krüger. In Kriftel sei er sehr reichlich vertreten: In 21 Nistkästen habe man ihn oder seine Hinterlassenschaften zuletzt vorgefunden. „Aber wir lassen ihn schlafen, wir akzeptieren ihn“, betonte er schmunzelnd.
Das Vogelschutzteam möchte künftig den Austausch mit großen und kleinen Vogelliebhabern verstärken. Ein Vortrag auf Einladung des Kulturforums ist bereits geplant. Auch eine E-Mail-Adresse wurde eingerichtet, an die sich Jede/r wenden kann, der Fragen hat oder sich für Tipps interessiert: vogelschutz-kriftel@gmx.de.