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DAS passiert in Kriftel

Wieder viele Jungkäuze beringt

Kriftel ist und bleibt „Steinkauz-City“ – 25 Jungvögel wurden jetzt beringt

„25 Steinkauz-Jungvögel sind wieder ein schönes Ergebnis unserer Bemühungen“, berichtet Peter Krüger, Kriftels Vogelschutzbeauftragter, mit Stolz beim Treffen mit dem Ersten Beigeordneten Franz Jirasek am vergangenen Wochenende. Schon seit Jahren wird die unermüdliche Pflege des Bestandes mit vielen Jungvögeln belohnt. „Das ist sehr erfreulich, da diese Eulenart unverändert zu den gefährdeten Arten gehört“, so Krüger weiter.

Das Vogelschutz-Team mit Gästen unter der Steinkauzröhre.
Das Team Vogelschutz – Peter Krüger (Mitte), Richard Hilgart (2. v. re.) und Heiner Tecklenburg (re.) - mit Michael Orf (li.) von der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz, dem Ersten Beigeordneten Franz Jirasek (2. v. li.), Vogelfreundin Jessica Crongeyer (3. v. li.) und Gartenbesitzerin Gabriele Runge (3. v. re.).

Zusammen mit seinen Kollegen vom „Team Vogelschutz“, Heiner Tecklenburg und Richard Hilgart, hatte Peter Krüger diesmal mit Genehmigung der Eigentümerin in einen Privatgarten in die Richard-Wagner-Straße eingeladen: Gabriele Runge hat hier auf einer ehemaligen Obstplantage einen großen, „idyllischen und naturnahen Zaubergarten“ angelegt. Viele alte Bäume stehen hier. Seit vielen Jahren hängt an einem davon eine Steinkauzröhre, in der regelmäßig Jungkäuze zur Welt kommen.

Datenabgleich auf Helgoland

Diesmal gab es ein ganz besonderes Erlebnis für die Besucher: Als Michael Orf von der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz, der das Team Vogelschutz jedes Jahr maßgeblich bei der Beringung unterstützt, in die Röhre griff, fand er auch das Muttertier vor, das die Beringung der drei Jungtiere friedlich geschehen ließ. Auch die Steinkauz-Mama war bereits beringt. „Ob das hier in Kriftel geschehen ist, das können wir so auf Anhieb nicht sagen“, erklärt Peter Krüger. „Aber die Ringdaten werden nun an die Vogelwarte auf Helgoland weitergegeben, die eine Datenbank verwalten.“ Nur mit Hilfe der individuellen Kennzeichnung sei es möglich, unter anderem so wichtige Parameter wie Rückkehr- und Überlebensraten sowie das Ansiedlungsverhalten zu erfassen. „Dann werden wir erfahren, ob wir eine Kriftelerin gefunden haben“, sagt er augenzwinkernd.

Franz Jirasek dankte dem Vogelschutzteam für das große Engagement. Gerade auch die Kontrolle und Säuberung der Röhren ist eine nicht nur zeitlich aufwendige Arbeit. Krüger gab sehr gerne den Dank an Gartenbesitzerin Gabriele Runge weiter: „Wir sind bei unserer Arbeit insbesondere auf das Engagement und die Zustimmung von Privatleuten angewiesen, die uns schon seit Jahren auf ihren Flächen begleiten.“ Auch bei der Suche nach neuen geeigneten Bäumen finde das Vogelschutzteam immer wieder ein offenes Ohr und die sofortige Bereitschaft zur Mitwirkung. Auch Gabriele Runge hatte auf einen Aufruf in der Zeitung hin Kontakt zum Team aufgenommen. „Ich erfreue mich sehr an den Steinkäuzen, die ich oft höre und zum Teil auch sehe, beispielsweise wenn sie auf der Schaukel im Garten sitzen“, sagt sie. Ein bisschen traurig mache sie allerdings die Gefahr durch die vielen Hauskatzen. Damit diese den Jungtieren nicht gefährlich werden, hat sie den Baum zurzeit „abgesichert“.

24 Röhren auf Krifteler Gemarkung

Inzwischen ist die komplette Krifteler Gemarkung mit Steinkauzröhren „abgedeckt“, berichtete das Team. „Wir haben im vergangenen Jahr gerade hier in der Nähe dieses schönen Gartens in Richtung Zeilsheim noch einige Röhren aufgehängt, um den Nachwuchs möglichst in der Gegend zu halten oder auch im Läusgrund anzusiedeln.“ Um hier erste Erfolge zu sehen könnten aber - von der Planung, Ortsbestimmung und Montage bis zum Bruterfolg - schon drei bis fünf Jahre vergehen. „Und nicht jeder Versuch ist ein Erfolg“, so das Team. Dann müsste der Standort überdacht und eine Röhre nochmal umgehängt werden.

„Im Juli werden die Jungkäuze voraussichtlich das elterliche Revier verlassen“, so Richard Hilgart. „Wir hoffen, dass das Männchen unsere Niströhren findet und dem Weibchen die geeigneten Plätze anzeigt. Hier dominieren nur einige wenige Baumarten und somit spielen die Krifteler Streuobstwiesen wieder eine überragende Rolle.“ Seit diesem Jahr versucht das Team auch eine Ansiedlung auf einer Weide im Ziegeleipark. „Übrigens tragen Steinkäuze kein Nistmaterial bei. Das übernimmt bei den betreuten Steinkauzröhren jedes Jahr das Vogelteam. Die Steinkäuze brauchen dann nur noch eine Mulde am Röhrenende für die Eiablage zu scharren. Komfortables betreutes Wohnen wird bei uns leicht gemacht“, erläutert Peter Krüger mit einem Schmunzeln. Inzwischen hängen 24 Steinkauzröhren auf Krifteler Gemarkung.

Dreister Mitbewohner: Gartenschläfer

„Positiver“ Nebeneffekt des Engagements: Der in vielen Regionen Deutschlands vom Aussterben bedrohte Gartenschläfer vermehrt sich in Kriftel, wie auch den Nachbarkommunen, ebenfalls mit viel Erfolg. Immer wieder werde bei Gesprächen mit Vogelliebhabern berichtet, dass sich im Garten ein „Zorro“ (aufgrund der originellen Zeichnung) eingenistet habe. „Auch in einigen Röhren haben wir schon festgestellt, dass er seinen Winterschlaf hält und diese dann belegt. Dabei baut er nach seinen Vorstellungen die für Steinkäuze eingerichtete Inneneinrichtung um“, so Krüger. Dennoch würden sie vom Team mitbetreut. Ganze 40, zugegebenermaßen possierliche Tiere habe man bei der letzten Reinigung der Röhren und Nistkästen vorgefunden.

Das Team Vogelschutz ist in Kriftel nicht nur für die Steinkäuze da: Verteilt über das gesamte Gemeindegebiet wurden über viele Jahre inzwischen mehr als 150 Nistkästen aufgehängt. Regelmäßig werden diese Kästen kontrolliert und gesäubert. Dass sich der Vogelbestand in den letzten Jahren insgesamt dramatisch verschlechtert hat und diese Tendenz weitergeht, ist für die Drei ein unveränderter Ansporn, nicht nachzulassen. „Klar ist, dies ist kein Krifteler Phänomen und jeder Einzelne ist mit seinen Möglichkeiten gefordert, der Tier- und Pflanzenwelt zu helfen“, so Krüger. Da ohne Insekten auch die Insektenfresser sterben, versucht die Gemeinde schon seit Jahren vermehrt etwas auch für Insekten und Vögel zu tun. „Mit der Anlage von Wildstaudenbeeten zum Beispiel, wo immer Flächen neugestaltet werden, oder der extensiven Mahd von Wiesenflächen“, so Franz Jirasek.

Schonmal vormerken: Das Kulturforum Kriftel plant mit dem Team Vogelschutz am 2. November einen Vortrag über die Jahresarbeit im Vogelschutz. Wer ganz allgemein Fragen hat oder das Team unterstützen möchte, wendet sich an: Vogelschutz-Kriftel@gmx.de.