- Rathaus & Politik
- Leben & Umwelt
- Kultur & Freizeit
- Wirtschaft & Wohnen
100 Jahre in Kriftel
Elfriede Pfeil feierte ihren 100. Geburtstag
Am Karfreitag wurde das „Krifteler Mädsche“ Elfriede Pfeil 100 Jahre alt. Als gläubige Katholikin war das natürlich nicht der geeignetste Tag, ein solches Jubiläum zu feiern. Deshalb wurde die Gästeschar einen Tag später ins Restaurant „Zagreb“ geladen. Der Einladung sind circa 60 Gäste gefolgt. Familie und Freunde haben Elfriede Pfeil gebührend hochleben lassen. Auch die herzlichen Glückwünsche der Gemeinde Kriftel durch Bürgermeister Christian Seitz, der zugleich auch im Namen des Kreises und des Landes Hessen gratulierte, freuten sie sehr. Ebenso stolz ist sie auf den Brief vom derzeitigen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, der mit der Post direkt aus Berlin bei ihr ankam.
Das hohe Alter sieht man dem „Krifteler Urgestein“ nicht an. Man darf sie so nennen, denn seit 100 Jahren lebt sie an gleicher Stelle in Kriftel. Sie wohnt jetzt noch in dem Haus, in dem sie vor 100 Jahren geboren wurde. Ihr Geheimnis: Die Familie hält sie jung! Es sei immer „Leben in der Bude“, weil alle nahen Angehörigen nicht weit entfernt wohnen, berichtet sie. Enkelin Simone Kurz-Pedersen wohnt seit zwei Jahrzehnten mit ihrer Familie sogar im selben Haus. „Da fühlt man sich noch gebraucht“, sagt Elfriede Pfeil, „die Familie und unsere einstige Firma (Schreinerei und Rolladenbau) waren schon immer mein Lebensmittelpunkt“, fügt sie an.
Liebesbriefe von der Front
An der Eisenbahnbrücke, wo sich früher die Jugend aus Hattersheim und Kriftel traf, hatte Elfriede kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges den aus Hattersheim stammenden Laboranten Josef Pfeil kennengelernt, der kurz darauf an die Front musste. Durch Briefe während des Krieges wurde aus der anfänglichen Zuneigung Liebe und so heirateten sie an Weihnachten 1945, nur gut acht Monate nach Josefs Heimkehr. Elfriede war damals süße 21 Jahre jung. Das Ehepaar bekam zwei Töchter. Familie, Haushalt und das eigene Rollladengeschäft hielten Elfriede Pfeil auf Trab. Und das ist bis heute so. Das Geschäft gibt es zwar schon lange nicht mehr, aber nun sind es drei Enkel und sechs Urenkel, die mit ihren Familien stets für Abwechslung sorgen.
Ihr Interesse gilt nach wie vor dem Geschehen in und um Kriftel. Familiengeschichten alteingesessener Krifteler, von denen es ja leider nicht mehr so viele gibt, kann sie bis ins 19. Jahrhundert herleiten. Ihr Gedächtnis ist dahingehend ein wandelndes Lexikon, das jeden beeindruckt. Ihr Wissen wurde auch schon vom Leiter des Krifteler Heimatmuseums genutzt.
Schicksalsschläge
Das letzte Jahrhundert war ein ereignisreiches für die Welt, in dem auch Elfriede Pfeil groß geworden ist. Sie war ein Teil davon und kann selbst auf ein bewegtes Leben zurückblicken. Leider blieben auch ihr Schicksalsschläge nicht erspart. Vor nur eineinhalb Jahren war es der plötzliche Tod ihrer jüngsten Tochter Ursula Kurz, der Elfriede Pfeil im hohen Alter noch erschütterte.
Ein traumatisches Erlebnis hatte sie in Kindertagen, als ihre fünf Jahre jüngere Schwester nach einer Fehldiagnose an Scharlach starb. Elfriede war nur zehn Jahre alt, aber das Ereignis kann sie nicht vergessen und begleitet sie bis heute. Viel zu früh hat sie auch ihren Mann Josef verloren. Als er 1997 starb, war das keine leichte Zeit für sie. Daher ist Elfriede Pfeil umso dankbarer, dass ihre nahen Angehörigen nicht weit weg wohnen und alle ein gutes Verhältnis zu- und miteinander haben.
Noch eine Kuriosität zum Schluss: Elfriede Pfeil war an ihrer Geburtstagsfeier nicht mal die Älteste, die anwesend war. Eine Anverwandte war in der Tat schon ein Jahr älter, also 101 Jahre alt. Man staunte nicht schlecht und war beeindruckt, wie fit auch diese Dame noch ist.