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Das Familienzentrum wird 10!
Einsamkeit verhindern, gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen
Seit 2014 gibt es das „Familienzentrum Kriftel“ - ein Netzwerk unterschiedlicher Organisationen und Dienste, die sich in Kriftel mit dem Thema Familie beschäftigen. Im Herbst wird das 10jährige Bestehen im Rahmen der Spiele im Park gefeiert. In einer kleinen Serie stellen wir verschiedene Aspekte vor. Teil 2 beschäftigt sich mit den Angeboten speziell für Seniorinnen und Senioren.
Zu den drei großen Themenbereichen des Familienzentrums Kriftel gehören die Angebote für Seniorinnen und Senioren. „Bei dem Wort ‚Familie‘ denkt man zunächst an Eltern mit kleinen Kindern, aber das Logo des Familienzentrums macht deutlich: Menschen von 0 bis 100 Jahren und älter sind die Adressaten unserer Angebote“, betont Gabriele Kortenbusch, die sich als Seniorenberaterin der Gemeinde Kriftel vor allem um die Angebote für die immer größer werdende Gruppe der „Älteren“ kümmert. Beim Familienzentrum ist sie Gründungsmitglied und wichtiger Teil des Planungsteams.
„Jeder Mensch hatte ja mal eine Familie, auch wenn er jetzt vielleicht alleine lebt“, sagt sie. Ihr großes Ziel ist es, neben der Vermittlung von Informationen und der Lebenshilfe, durch Vorträge oder Workshops vor allem dazu beizutragen, dass Einsamkeit verhindert wird und die gesellschaftliche Teilhabe für jeden Menschen möglich ist.
„Als ich 2011 bei der Gemeinde anfing, habe ich als erstes Projekt eine Boulegruppe begründet, die seitdem sehr erfolgreich von Horst Raab geführt wird“, erinnert sie sich. Die ersten Themenabende zum Beispiel zur Patientenverfügung folgten. „Die großen Pluspunkte des Familienzentrums, dass ja 2014 begründet wurde, sind das große Netzwerk und die Synergieeffekte“, betont sie. Zudem gibt es Fördergelder, mit dessen Hilfe Veranstaltungen finanziert, Referentinnen und Referenten gebucht werden können und ein freier Eintritt für die Interessierten erreicht werden kann. Mehr Menschen erreichen könne man zudem mit einem gemeinschaftlich erstellten Programmflyer, mithilfe der Webseite und Plakaten. Das Familienzentrum als hilfreiche Anlaufstelle habe sich etabliert.
Rollator-Training am 19. Oktober
Inzwischen gibt es viele regelmäßig stattfindende Angebote, die sehr gut angenommen werden: wie das „Café Pause“ für pflegende Angehörige, das Handy Café für alle Senior/innen, die Hilfe bei der Nutzung von Handy und Tablet oder Laptop brauchen, die „Gespräche am Brunnen“ auf dem Friedhof für Trauernde oder ein offener Seniorentreff. Auch die Themenabenden sind beliebt: zum Beispiel zu Vorsorgethemen (wie Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht, Bestattung, Sicherheit), über Ernährungsthemen bis hin zu Aspekten der Bewusstseinsbildung (Demenz, Sterbebegleitung). Zuletzt gab es im März einen Infoabend zum Thema „Vorbereitung auf den Ruhestand“, im April ging es um „Patientenrechte“ und im Mai um den „Umgang mit Demenz“.
„Viel Interesse besteht immer wieder am Rollator-Training, bei dem das Ein- und Aussteigen aus einem Linienbus, aber auch das Verhalten während der Fahrt unter Anleitung geübt werden kann“, berichtet Gabriele Kortenbusch. Das nächste Training findet am 19. Oktober auf dem Festplatz im Freizeitpark statt. Genaue Infos zu Anmeldung und Ablauf werden rechtzeitig mitgeteilt.
Ausgebucht ist bereits der Besuch eines Krematoriums am 7. August: „Wir hatten im Herbst 2023 in Zusammenarbeit mit dem Bestatter Stefan Christ und den Mitarbeitern der Gemeinde Kriftel aus der Abteilung Bestattungswesen einen Informationsnachmittag zum Thema Bestattungsvorsorge angeboten. Über 40 Interessierte kamen zur Infoveranstaltung auf den Friedhof“, erzählt die Seniorenberaterin. Ein Aspekt des Themennachmittages sei die Urnenbestattung gewesen, für die sich immer häufiger Menschen aus unterschiedlichen Gründen entscheiden. „Darum kam im Rahmen der Veranstaltung der Vorschlag auf, quasi als Folgeveranstaltung den Besuch eines Krematoriums anzubieten“, berichtet sie.
„Aus einsam gemeinsam machen“
Nicht alle Ideen führen auch zum Erfolg. So habe der Versuch, Leihopas oder Leihomas an Familien zu vermitteln, die keine Großeltern mehr haben oder diese nicht in der Nähe sind, keine Resonanz gefunden. „Aus einsam gemeinsam machen“ ist das Motto einer neuen Initiative, die sie in diesem Jahr gestartet hat und die langsam anläuft: „Ich habe ein erstes Treffen für eine Männergruppe initiiert, denn die meisten bestehenden Angebote sprechen eher die Frauen an“, weiß sie. Aber auch Männer fühlten sich oft einsam, wenn sie unvorbereitet vom Beruf in den Ruhestand treten, also kein Hobby, Ehrenamt oder andere sinnvollen Aufgaben haben oder wenn die Partnerin durch Tod oder Trennung plötzlich nicht mehr da ist. Der Austausch mit anderen Männern in ähnlicher Lage könne da helfen – und auch die Gesundheit fördern. „Bislang war die Resonanz leider mäßig – und das ist schade, da ich um den Bedarf weiß. Ich möchte im Laufe des Jahres daher nochmal einen neuen Ansatz ausprobieren. Vielleicht spricht ja eine Männerwerkstatt diese Gruppe mehr an!“ Wer dazu Ideen habe, könne sich gerne bei ihr melden unter der Nummer 06192/4004-26.
Ein Angebot, das jeden Monat regen Zulauf hat, ist das Handy Café, das Peter Groh leitet. Zum letzten Treffen in der DRK-Seniorenbegegnungsstätte am Freizeitpark Ende Juni kamen fast ein Dutzend Interessenten. „Das ist ein Angebot für alle Menschen, die Fragen rund um ihr Tablet, Handy oder Laptop haben und nicht wissen, wo sie diese stellen können. In entspannter Atmosphäre ist ausreichend Zeit, jede Frage zu stellen, den Umgang mit den Geräten zu üben und sich über Erfahrungen auszutauschen“, fasst es Lydia Rauh, Koordinatorin beim Familienzentrum, zusammen. Auch sie ist jedes Mal dabei.
„Man vergisst ja auch mal was“
„Ich bin gerade erst nach Kriftel gezogen, ich habe von dem Angebot gelesen und bin mit meinem Laptop direkt los“, berichtet einer der Senioren. Ein anderer Interessent kommt aus Hattersheim und lobt das Angebot in Kriftel: „Ich kenne gerade mal WhatsApp, bin kein Digitalmensch und habe einige konkrete Fragen.“ Man lerne auch durch Fragen der anderen Teilnehmenden und Zuhören könne da nicht schaden, berichtet eine Kriftelerin, die öfter vorbeischaut. „Man vergisst ja auch immer mal was. Das bescheinigt mir meine Tochter, die dann genervt sagt: ‚Das habe ich Dir doch schon mehrmals erklärt!‘“, berichtet sie lachend. Die Tochter wohne nicht in der Nähe und am Telefon lasse sich nicht alles gut erklären. Eine weitere Interessentin hat ihr neues Smartphone dabei und braucht beim Einrichten verschiedener Dienste Hilfe. Alle sind dankbar über das kostenlose Angebot. „Was man nicht selber macht, das merkt man sich eben nicht“, so der Tenor.
Das Programm der zweiten Jahreshälfte liegt ab sofort aus an allen wichtigen Stellen in Kriftel, so auch im Eingangsbereich des Rathauses. Aktuelle Infos gibt es natürlich auf der Webseite des Familienzentrums unter www.familienzentrum-kriftel.de.