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Foto- und Filmclub zeigt sich vielseitig
Foto- und Film-Club zeigt über 80 Fotografien im Rathaus
Am Mittwoch, den 21. Februar, gab der Krifteler Foto- und Film-Club eine beeindruckende Vorstellung im Rathaus. Die Eröffnung der Ausstellung unter dem Motto „Ein Club – viele Sichten“ wurde zu einem Fest der künstlerischen Vielfalt. Das interessierte Viele: das Foyer des Rathauses mitsamt dem ersten Stock waren rappelvoll.
Das Credo der Ausstellung: Selbst bei gleichem Motiv gibt es unzählige Varianten der fotografischen Umsetzung. Jeder Fotokünstler nutzt sein individuelles Können und seine ganz eigene Sichtweise. Der sichtbare Beweis ist jetzt noch bis zum 20. März im Krifteler Rathaus zu sehen: Über 20 Fotografinnen und Fotografen stellen dort ihre Bilderwerke aus, über 80 an der Zahl. Es ist, als hätten die Wände viele neue Fenster erhalten: Sie öffnen den Ausblick in andere Welten.
Da ist zum einen die Landschaftsfotografie: Draußen sein, sich der Schönheit bewusstwerden, Entspannung finden. So zum Beispiel in der Fotografie „Lichtblick“ von Jochen von Kiel, der Atmosphärisches gut einzufangen weiß. Menschen dazu bewegen, respektvoller mit der Natur umzugehen, möchte Joachim Rehle mit seinem Bild abgestorbener Bäume. Zum anderen die Makrofotografie: Da lohnt es sich, genauer hinzuschauen, das Kleine im großen Ganzen zu erkennen. In diesem Genre werden winzige Details fokussiert, die man sonst gar nicht registrieren würde. Die „Sporophyten“ von Dagmar Lörzer legen ein beredtes Zeugnis davon ab.
Verblüffende Effekte mit einem Lichtschwert
Experimentelle Fotografie findet sich bei Thomas Wiegands Werken. „Wir choreografieren unsere Fotos vorher durch“, bekennt er. Sein nächtliches Foto „Liebe“ im Krifteler Schwimmbad habe er fünf Minuten belichtet, um die verblüffenden Effekte unter anderem mit einem Lichtschwert zu erzielen. Wer das Genre der Aktfotografie vermisst, sollte Anja Gärtner Baldens „Zodiacs“ genauer in Augenschein nehmen: Zwölf Sternzeichen, jeweils durch eine mit Bronze bemalte nackte Frau dargestellt, zeigen aufwändig gestaltet und dekoriert eine Inszenierung der besonderen Art.
Fotografieren habe auch viel mit Geduld zu tun, so Wiegand. Dem richtigen Moment müsse man auch mal nachhelfen: „Wir machen teilweise 300 bis 400 Versuche!“ Letztlich komme es auf das eine entscheidende Foto an. Dass die Fotos gut ankommen, steht für Besucherin Karin Fiedler außer Frage. Fiedler, selbst Künstlerin, die auch schon im Krifteler Rathaus ausgestellt hat, findet großen Gefallen an den Exponaten. „Auffallend gut“, lautet ihr Urteil. Die Libelle im Regen, eingefangen von Sigrid Bauer „mit den scharfen Wassertropfen“ sei faszinierend. Dem kann der Vorsitzende des Film- und Foto-Clubs, Bernd Reimann, nur zustimmen. Bei so viel qualitativer und kreativer Substanz sei die Wahl der entscheidenden Fotos in den wöchentlichen Treffen schon schwergefallen.
Reimann, der mit seiner Streetfotografie „Kriftel am Abend“ eher die dunkle Seite der Gemeinde beleuchtet, holte in seiner Laudatio weit aus: Mittlerweile lägen die Anfänge der Fotografie rund 180 Jahre zurück. In den letzten Jahrzehnten sei eine massive und radikale Veränderung zu beobachten. „Fotografie ist zum Massenprodukt geworden“, hob er hervor. Ständig verfügbar, schnell vergessen. Ein wenig Bedauern schwinge da schon mit, wenn er noch an die Magie der Dunkelkammer denke, wo man sich früher auf das langsame Entstehen seines Fotos gefreut habe. In diesem Prozess wurde das Wunder der Fotografie viel bewusster als im heutigen Digitalzeitalter.
Dennoch, so Reimann, gelte auch heute noch der alte Spruch: „Die beste Kamera ist immer die, die man dabei hat!“ Sieht man sich die Fotos an den Wänden an, hatten wohl alle das passende Arbeitsgerät zur Hand. Das meiste Bildmaterial stammt aus den Jahren 2022 bis 2023, maximal drei Bilder sind pro Fotograf/in ausgewählt worden. Da waren Entscheidungen zu treffen: Schwarz-weiß oder Farbe? Welcher Bildausschnitt? Was passt zu was? Klassisch gerahmt oder mit Acrylglas versiegelt? Manch ein Foto mutet sogar wie ein klassisches Gemälde an. Carol Wanske zum Beispiel hat in „Naturkünstler“ den impressionistischen Gestus perfekt eingefangen. Mittlerweile ebenso klassisch war die Versteigerung eines Bildes an dem Abend: Die Fotografie eines Violinenkopfes von Heinz Seelig durfte Gewinnerin Susanne Vogt mit nach Hause nehmen.
Bürgermeister mit Adleraugen
Diese Art von Versteigerung sei mittlerweile gute Tradition, bemerkte Bürgermeister Christian Seitz. Er, ebenfalls Mitglied des Foto-Clubs, war auch mit einem Foto vertreten. Ein ganz spezielles, für Eintracht Frankfurt Fans fast heiliges Tier, holte er vor seine Linse. Wer wollte, konnte im ersten Stock dem leibhaftigen Attila, dem Maskottchen der Eintracht, in die strengen Augen schauen. Ja, tatsächlich, wie Seitz nachdrücklich versicherte, sei es der echte Eintracht-Adler.
Für musikalische Untermalung sorgten Horst Debnar-Daumler und Ingrid Bender. Auf den Gängen konnte man in so einige lebhafte Diskussionen einsteigen. Ein Thema: die Künstliche Intelligenz, kurz KI. Joachim Rehle, mit drei Exponaten in der Ausstellung vertreten, findet die Entwicklung beängstigend. Das Thema würde im Club diskutiert und löse Unbehagen aus. Die Frage laute, so Kollegin Dagmar Lörzer: „Wo hört Fotografieren auf und wo fängt KI an?“ Was ist mit Urheber- und Persönlichkeitsrechten? Hier seien der Manipulation Tür und Tor geöffnet. Aber eines ist klar: Bei all der zur Verfügung stehenden Technik kommt es letztlich immer noch auf die Wahrnehmungsfähigkeit und das gestalterische Umsetzungsvermögen der Fotografen an. Der sogenannte fotografische Blick ist die Basis für alles. Alexander van de Loo
Die Ausstellung im Krifteler Rathaus ist noch bis zum 20. März zu den Öffnungszeiten der Verwaltung zu erleben: montags bis mittwochs von 8 bis 16 Uhr, donnerstags von 8 bis 18 Uhr und freitags von 8 bis 12 Uhr.