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Grüne Lunge braucht Unterstützung
Gemeinde stellt sich bei Baumpflege auf den Klimawandel ein – Kampf gegen Schädlinge
Am Gründonnerstag fand in der Großen Schwarzbachhalle das Rhein-Main-Baumforum statt - eine Fachtagung für Verantwortliche, Verwaltungen und Unternehmen, die sich beruflich mit Erfassung, Pflege und Kontrolle von Bäumen befassen. Organisatoren sind seit über 20 Jahren die Fachbetriebe Frank Bechstein Baumpflege aus Kriftel und Leitsch Baumpflege aus Nauheim.
Auch diesmal war der Zulauf groß: Über 400 Fachleute informierten sich über die neuesten Erkenntnisse sowie Produkte und Dienstleistungen und tauschten Erfahrungen aus. Schwerpunktthemen waren Stadtbäume im Klimawandel und der Baumschutz auf Baustellen. „Themen, die auch die Gemeinde Kriftel beschäftigen“, so der Erste Beigeordnete Franz Jirasek, der die Fachtagung mit seinem Grußwort eröffnete.
Kriftel ist mit seinen beiden Parks, Freizeit- und Ziegeleipark, mit Obstanbauflächen und Streuobstwiesen wichtiger Naturzweig entlang der Regionalparkroute. „Die Gemeinde führt auf ihren rund sieben Quadratkilometern Ausdehnung derzeit 3.277 Bäume im Baumkataster“, so Jirasek. Darauf sei man stolz, eine große Herausforderung für die Gemeinde wie für alle Kommunen sei - von Jahr zu Jahr deutlicher wahrnehmbar – aber der Klimawandel.
Viel Totholz durch trockene Sommer
Bei Neuanpflanzungen müssten Bäume gesetzt werden, die Hitze und Trockenheit gut vertragen. Auch die Bekämpfung von Schädlingen und Pilzen sei ein zunehmend großes Problem, so Jirasek. Häufigste Baumart in der Obstbaugemeinde ist der Ahorn. Diese Baumgattung hat stark mit der Rußrindenkrankheit zu kämpfen. Ein Befall macht die Fällung notwendig. Bei der letzten Regelbaumkontrolle durch das Sachverständigenbüro Zorn im Winter 2023/24 waren 108 Sofortmaßnahmen, darunter 55 Fällungen, als notwendig erachtet und dann auch durchgeführt worden, 36 Fällungen allein als Folge der Rußrindenkrankheit.
„Durch die sehr heißen Sommer der letzten Jahre gibt es verbreitet Totholz in Baumkronen, auch das Anwachsen von Jungbäumen ist durch die sommerliche, andauernde Trockenheit sehr schwierig geworden“, so der Erste Beigeordnete. So müssen zum Beispiel auf dem Fahrbahnteiler in der Frankfurter Straße, in Höhe der Kitas, demnächst elf neue Ulmen gesetzt werden, da die Vorgängerbäume nicht richtig angewachsen waren.
Ziegeleipark: Erste Spendenbäume werden gesetzt
Aber auch neue Pflanzungen werden regelmäßig durchgeführt, sind Bäume doch nicht nur für das Klima wichtig, sondern auch ein Standortvorteil einer Kommune: „Gepflanzt werden sollen dieses Frühjahr die ersten vier Spendenbäume im Ziegeleipark“, kündigte Jirasek in seinem Grußwort an. Geplant ist die Pflanzung von Silberlinden, Hopfenbuchen und Eisenholzbäumen. Zudem sollen die Baumstandorte Im Engler, auf denen sich noch Platanen befinden, umgestaltet werden, Fördergelder wurden dafür bereits beantragt. Jirasek: „Nach heutigen Erkenntnissen ist die Platane nicht für innerstädtische Bereiche geeignet. Daher werden wir mittel- bis langfristig sukzessive einzelne Platanen im Engler und in der Rossertstraße durch Bäume ersetzen, die besser an das aktuelle Klima angepasst sind, also Trockenheit und Hitze aber auch Trittbelastung und verdichtete Böden gut vertragen.“
Neue Baumstandorte im Freizeitpark
Durch das Sachverständigenbüro Zorn soll außerdem ein Konzept für neue Baumstandorte im Freizeitpark erarbeitet werden. Diese sollen die Fällungen der letzten Jahre ausgleichen, der Überalterung des Baumbestandes entgegenwirken und für mehr Vielfalt sorgen. Neue Bewässerungs- und Klimaanpassungsstrategien sind im geplanten Wohngebiet „Krifteler Wäldchen“ vorgesehen: „Hier wollen wir Niederschlagswasser aus dem Straßenraum durch gezieltes Einleiten nutzbar machen und so auch den Einsatz von Streusalz innerhalb des Wohngebietes vermeiden.“
Nach dem Grußwort starteten die Fachvorträge: Zu den Themen zählten diesmal Anpassungs- und Bewässerungsstrategien für Grünflächen und Bäume im Hinblick auf den Klimawandel, die baumschutzfachliche Baubegleitung, Wurzelsuchgrabungen, der Bestandsschutz mit Wurzelbrücken und Regenwasserrückhaltung sowie Baumhabitate in Zeiten des Klimawandels. In der Mittagspause wurden Schutzausrüstungen in der Baumpflege vorgestellt.
Foto: Geschäftsführer und Initiator des Rhein-Main-Baumforums, Frank Bechstein (rechts), hatte den Ersten Beigeordneten Franz Jirasek (2. v. re.) zu einem Grußwort eingeladen. Links Jan Forst, Geschäftsführer der Firma Leitsch, und der zweite Geschäftsführer der Firma Bechstein, André Meier-Hopp.