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mobile beratung Kriftel wird 30
Seitz: „In Kriftel fühlt sich niemand zurückgelassen“
Mit einem Festakt wurde am 30. August im Freizeithaus an der Weingartenschule ein besonderes Jubiläum gefeiert: Die mobile beratung Kriftel gibt es nun schon seit 30 Jahren. Unter Leitung von Dr. Wolfgang Mazur war sie 1994 zunächst als Suchtberatungsstelle eingerichtet worden. Die Gemeinde gab dann auch große Teile der Kinder- und Jugendarbeit an diese ab. Gefeiert wurde in kleiner Runde – mit Wegbereitenden und Wegbegleitenden, darunter Bürgermeister Christian Seitz, der Erste Beigeordnete Franz Jirasek, der Schulleiter der Weingartenschule Dr. Christoph Richter, Stephan Hirsch, Geschäftsführer des Trägers Jugendberatung und Jugendhilfe, der Leiterin des Freizeithauses Michelle Müller sowie Vertreter/innen der langjährigen Kooperationspartner aus Vereinen und Initiativen in Kriftel sowie der Gemeindevertretung und Gemeindeverwaltung.
Gute Vernetzung
„Ich schätze an der mobilen beratung vor allen Dingen die gute und vertrauensvolle und vor allen Dingen unkomplizierte Zusammenarbeit“, betonte Bürgermeister Christian Seitz in seiner Ansprache, „die fachliche Kompetenz einerseits aber auch das Verstehen und Schätzen von Ehrenamt, das zu einer sehr guten Vernetzung mit den Vereinen und Verbänden geführt hat.“ Gemeinsam habe so das Netz engmaschig gemacht werden können, um Kinder, Jugendliche und Familien zu erreichen. Mit der Leiterin Lydia Rauh sei, genauso wie bei Dr. Wolfgang Mazur, über die Zusammenarbeit eine persönliche Freundschaft entstanden. Seitz: „Man kann sich zu 100 Prozent auf sie verlassen und es ist ihr gelungen, mit dem Familienzentrum und dem Aufbau einer politischen Jugendbeteiligung im Jahr 2023 im Rahmen des Jugendforums eigene Akzente zu setzen. Sie versteht es durch ihre Art und Persönlichkeit, alle zu erreichen und bei der Arbeit mitzunehmen.“
Seit der Gründung wurden die Angebote stetig ausgebaut und erweitert. „Gemeinsam ist es gelungen, dass es in Kriftel vergleichsweise wenig Konflikte gibt und sich keiner zurückgelassen fühlt“, lobte der Bürgermeister.
Lydia Rauh blickte in ihrer Rede auf wesentliche Punkte der letzten drei Jahrzehnte zurück: Seit 1994 arbeitet die Gemeinde in enger Abstimmung mit der mobilen beratung kriftel und mit dem Frankfurter Verein Jugendberatung und Jugendhilfe als deren Träger zusammen. Die mobile beratung wurde als Beratungsstelle gegründet, um suchtmittelkonsumierenden Menschen ein niedrigschwelliges Hilfsangebot zu machen. Zunächst mit einer 50-Prozent-Stelle ausgestattet, die durch Wolfgang Mazur besetzt war, erweiterte sich das Aufgabenfeld der mobilen Beratung nach und nach.
Über Projekte in der Suchtprävention wurden die Angebote um den Bereich der offenen Kinder- und Jugendarbeit und die aufsuchende Arbeit erweitert. Zudem ist die mobile beratung die Koordinierungsstelle für das Familienzentrum Kriftel, das dieses Jahr ebenfalls sein 10-jähriges Jubiläum feiert. „Aktuell arbeiten wir mit zwei Kolleginnen und Kollegen in Vollzeit, einem Pool an engagierten Honorarkräften und zahlreichen ehrenamtlichen Übungsleiterinnen und Übungsleitern“, fasste Rauh zusammen. In den Öffnungszeiten von 15 bis 20 Uhr stehe das Freizeithaus täglich Jugendlichen und jungen Erwachsenen offen.
„Etliche wegweisende Entscheidungen der Gemeinde Kriftel in der Vergangenheit zielten darauf ab, die Lebensumstände für junge Menschen und Familien positiv zu beeinflussen. Die Anlage des Freizeitparks 1972, der Bau und der Erhalt des Schwimmbades, das Anlegen des Ziegeleiparks, der stetige Ausbau der Kinderbetreuungsplätze und das ehrenamtliche Angebot von vielfältigen Ferienspielen und natürlich die offene Kinder- und Jugendarbeit im Freizeithaus sind nur einige Maßnahmen, die hier zu nennen sind“, betonte sie.
Soziale Kompetenzen verbessern
Sie machte mithilfe von Untersuchungen des Deutschen Jugendinstituts deutlich, wie wichtig Jugendarbeit in Kommunen ist: „78 Prozent der Jugendlichen, die regelmäßig Jugendzentren besuchen, konnten ihre sozialen Kompetenzen verbessern und neue Freundschaften schließen. Darüber hinaus gaben 62 Prozent der jugendlichen Besucher/innen an, dass sie durch die Angebote neue Interessen und Hobbys für sich entdecken konnten.“ Die mobile beratung Kriftel biete in der offenen Kinder- und Jugendarbeit einen sicheren Raum für junge Menschen in Kriftel. „Wir fördern deren persönliche und soziale Entwicklung und bieten ein breites Spektrum an Freizeit- und Bildungsangeboten, die auf die Bedürfnisse und Interessen der jungen Menschen abzielen und die mit ihnen abgestimmt sind. Unsere Einrichtung ist ein wichtiger Bestandteil im Alltag vieler Heranwachsender“, betonte die Diplom-Soziologin.
Studien belegten auch, so Rauh, dass junge Menschen, die regelmäßig an Angeboten der offenen Kinder- und Jugendarbeit teilnehmen, signifikant besser in die Gesellschaft integriert sind. Dies gelte besonders für Jugendliche mit Migrationshintergrund, von denen etwa 35 Prozent regelmäßig an den Angeboten teilnehmen. Die offene Kinder- und Jugendarbeit leiste also einen wichtigen Beitrag zur Chancengleichheit und zur Integration.
Mitarbeitende sind auch in der Gemeinde unterwegs, um auf Angebote aufmerksam zu machen, aber auch um Probleme im öffentlichen Raum frühzeitig zu identifizieren und zur Konfliktlösung beizutragen. Rauh: „Junge Menschen sind Teil der Gesellschaft. Wir geben ihnen mit unserer Arbeit eine Stimme, wir unterstützen sie, ihre Bedürfnisse und Interessen zu vertreten und moderieren bei unterschiedlich gearteten Konflikten.“ Auch in Zukunft werde man versuchen, wie bisher nah an der Lebenswirklichkeit der jungen Menschen und Familien zu bleiben und sich mit ihnen gemeinsam weiterzuentwickeln. Diese Lebenswirklichkeit sei angesichts vielfältiger Krisen geprägt von der Sehnsucht nach Zugehörigkeit, Halt und Geborgenheit. „Was viele junge Menschen wollen, ist einen Platz in der Mitte der Gesellschaft zu finden. Offene Kinder und Jugendarbeit kann ihnen dabei Orientierung bieten“, zieht sie ein Fazit.