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Solarnative schafft Arbeitsplätze
Über 20 Arbeitsplätze in Kriftel geschaffen
An immer mehr deutschen Balkonen hängen Solarmodule. In den vergangenen Jahren haben die „Balkonkraftwerke“ einen Boom erlebt – als einfache und bezahlbare Möglichkeit für Laien und auch für Mieter, sich an der Energiewende zu beteiligen und Stromkosten zu sparen. Balkonkraftwerke bestehen in der Regel aus ein bis drei Solarmodulen und einem Wechselrichter, der den Solarstrom in normalen Haushaltsstrom umwandelt. So kann dieser direkt in eine Steckdose eingespeist werden. Das Start Up-Unternehmen „Solarnative“, seit dem Frühjahr 2023 mit Geschäftsleitung, Vertrieb, Marketing, Einkauf, Buchhaltung und Softwareteam in Kriftel beheimatet, ist seit Anfang 2024 mit ihrem Mikro-Wechselrichter auf dem Markt. Dieser PowerStick sei der „kleinste und schnellste PV-Mikro-Wechselrichter der Welt“, so das Werbeversprechen. Er ist leicht, passt in den Rahmen eines Moduls und ist per App steuerbar.
„Die Steuerung und Optimierung einzelner Module wird so ermöglicht und die Leistung pro Modul maximiert“, erläutert Toralf Eggert, CSO des Unternehmens. Ab diesem Sommer sei der Wechselrichter auch für Solardach-Anlagen verfügbar. Eggert führte vergangene Woche den Ersten Beigeordneten der Gemeinde Kriftel, Franz Jirasek, durch die Krifteler Büroräume am Holzweg 26. Hier arbeiten mittlerweile über 20 Mitarbeiter/innen.
Auch die beiden Produktionshallen in Hofheim-Diedenbergen konnte der Erste Beigeordnete besichtigen: Auf insgesamt 565 Quadratmetern Hallenfläche sind zahlreiche teilautomatisierte und manuelle Arbeitsplätze untergebracht. Rund 100 Mitarbeiter/innen leisten hier im Mehrschichtbetrieb detailgenaue Arbeit, um in Zukunft monatlich bis zu 100.000 Mikro-Wechselrichter auf die Dächer und Balkone zu bringen. Mit Hilfe modernster und zum Teil robotergestützter Elektronik werden winzigste Bauteile für die Wechselrichter zusammengefügt. Im Herbst soll eine weitere Halle auf dem Gelände angemietet werden, der Platzbedarf steigt stetig. Jirasek zeigte sich beeindruckt: „Im Rahmen meiner Tätigkeit als Wirtschaftsförderer der Gemeinde bin ich immer an den Erfahrungen der bei uns ansässigen Unternehmen sehr interessiert. Wir unterstützen als Gemeinde wo wir können.“
Drei Standorte
Dritter Standort des Unternehmens ist Kassel-Lohfelden: Hier sitzt ein Entwicklungsteam bestehend aus 30 Personen rund um CTO Henk Oldenkamp, der den Mikro-Wechseltrichter erfunden hat. Hier werden die Produkte basierend auf den neuesten Marktanforderungen entwickelt und optimiert.
Im Mai 2023 wurde der Produktionsstandort im neuen Hofheimer Gewerbepark eröffnet. „2023 war der Markt rasanter, auch durch die Ukraine-Krise“, so der CSO. Zuletzt sei bei den Interessierten aber eine Zurückhaltung spürbar gewesen. „Lange war unklar, ob es eine Förderung für Balkonkraftwerke gibt. Auch die Bürokratie war eine Hürde.“ Nun sehe man aber wieder optimistisch in die Zukunft: Die Bundesregierung hat kürzlich erlaubt, dass die Einspeiseleistung des Balkonkraftwerks demnächst bis zu 800 Watt erreicht.
Fünf Jahre technologischer Vorsprung
1994 entwickelte Henk Oldenkamp, heute CTO bei Solarnative, erfolgreich sein erstes Modell des Mikro-Wechselrichters in Zusammenarbeit mit einem niederländischen Kabelunternehmen, und Shell Solar. Er hat es - basierend auf einer einzigartigen Hochfrequenzresonanztechnologie – in jahrelanger Forschungsarbeit geschafft, die erforderliche Elektronik auf ein Minimum zu verkleinern und alles in einen kompakten, handlichen Stab zu verpacken. Gemeinsam mit CEO Julian Mattheis kam es nach schwierigen Entwicklungsphasen zur Gründung von Solarnative. Die gemeinsame Vision: Sonnenenergie für jeden zugänglich zu machen.
„Um die Energiewende in alle Haushalte zu bringen, müssen PV-Anlagen für Privathaushalte effizient, kostengünstig, sicher und einfach zu installieren sein“, betont Toralf Eggert. Nach 30 Jahren engagierter Entwicklung ist mittlerweile mit dem PowerStick von Solarnative die vierte Generation von Oldenkamps Mikro-Wechselrichter in der Produktion. Derzeit ist das Produktionsziel: ein Inverter entsteht in einer Minute. Damit das bald schneller geht, werden die Mitarbeitenden noch intensiv geschult. Auch einige der Fertigungsmaschinen wurden speziell entwickelt und angepasst.
Konkurrenten aus China fürchtet das Start Up nicht: „Preislich liegen wir natürlich über dem, was ein Discounter aufruft“, so der CSO. „Wir haben aber einen technologischen Vorsprung von mehreren Jahren und einen hohen Qualitätsanspruch! Unser Produkt ist ‚made in Germany‘ und wir bieten 25 Jahre Garantie“, betont er stolz. Die Herausforderung sei es jetzt, den Endkunden die Vorteile des Mikro-Wechselrichters zu erklären. Vertrieben wird der Mikro-Wechselrichter übrigens im „Business to Business“-Geschäft: In einigen Webshops und PV-Distributoren ist er bereits bestellbar.