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Tolle Bilanz des Lions Club
Seitz: „Das Ehrenamt ist wichtig für eine funktionierende Gesellschaft“
Draußen war es unwirtlich, klirrend kalt und weiß. Lions Club Präsidentin Marion Uhle-Fassing freute sich, dass dennoch so viele Zuhörer zu dem Neujahresempfang am 18. Januar erschienen waren. Der Hessensaal im alten Posthof in Hattersheim war gut besetzt und beheizt. Dem Auditorium wurde eine Bilanz der guten Taten und ein Vortrag über junge Menschen und ihre Rolle in der Gesellschaft präsentiert.
Aber bevor die Anwesenden mit dem Abend so richtig warm werden konnten, gab es zunächst ein paar Absagen. So konnte der Bürgermeister Hattersheims, Klaus Schindling, nicht wie vorgesehen sein Grußwort halten. Er wurde von der ersten Stadträtin Heike Seibert vertreten. Auch Landrat Michael Cyriax ließ sich entschuldigen und hatte mit dem Kreisbeigeordneten Axel Fink eine würdige Vertretung.
Schön warm war es dieses Jahr jedenfalls im Hessensaal. Den vollen Energiespeichern sei Dank. Es gäbe auch sonst viel Herzerwärmendes zu berichten, bemerkte Präsidentin Uhle-Fassing in Ihrer Begrüßung. Gerade wegen der aktuellen gesellschaftlichen Verwerfungen sei soziales Engagement oberstes Gebot. Das Motto des Lions Clubs „Wir dienen“ sei im letzten Jahr mit vielen Unterstützern in die Tat umgesetzt worden. „Vereint hilft man eben erfolgreicher“, lautete Resümee und Motto der Präsidentin.
Die Hattersheimer Stadträtin Heike Seibert zeigte sich von dem Thema des Abends „Die junge Generation“ sehr angetan. „Die müssen wir mitnehmen“, betonte sie in ihrer Ansprache. Denn „die Jugendlichen von heute sind die Erben von morgen“. Da sei es sehr wichtig, Fundamente zu setzen, Vorbild zu sein und Solidarität mit Hilfsbedürftigen zu zeigen. „Der Lions Club ist genau ein solches Vorbild“, lobte sie dessen Aktivitäten. Ein gutes Beispiel dafür sei dessen Spende für die Hattersheimer Ferienspiele.
„Frische Pferde gesattelt“
Axel Fink, Kreisbeigeordneter und unter anderem Dezernat für Bildung, Kultur und Jugend des Main-Taunus-Kreises, gefiel gerade der Alte Posthof als Ort des Neujahrsempfangs. Er habe eine besondere Aura, gerade für einen Neubeginn: „Heute wie damals werden hier erschöpfte Pferde gegen frische ausgewechselt“, bemerkte er schmunzelnd. „Ein bisschen auch unsere Geisteshaltung am Anfang eines Jahres.“ Auf das Thema des Abends abzielend gab er zu, dass Teilhabe und politische Bildung mit der Jugend heute schon schwieriger seien. Wohlstandsversprechen wie “Ihr werdet es einmal besser haben“, könnten nicht mehr als selbstverständlich gelten. Umso wichtiger sei es, dass der Lions Club sich aus der Mitte der Gesellschaft heraus zum Wohle der Jugendlichen gesellschaftlich engagiere.
Bürgermeister Christian Seitz wiederum hob die Jugendarbeit in seiner Gemeinde als positiv hervor. Bestes Beispiel sei das Jugendforum, in dem sich Schülerinnen und Schüler mit ihren Ideen vermehrt einbrächten. Gerade weil der allgemeine gesellschaftliche Zusammenhalt Anlass zur Sorge gebe, sei das ein Lichtblick. Es gebe sehr viel Protest im Augenblick. Wie gelingen mehr Eigenverantwortung und mehr Freiheit, sei eher seine Frage. Jeder könne in seinem kleinen Umfeld dazu beitragen, dass die Gesellschaft besser würde. Das Ehrenamt beispielweise sei wichtig für eine funktionierende Gesellschaft. Man gebe viel und bekäme viel zurück. Das hätte gerade im Hinblick auf die Jugend viele positive Aspekte.
Eine sehenswerte Bilanz
Dann war es an der Zeit, auf die vielfältige Arbeit des Lions Clubs im Jahr 2023 zurück zu blicken. Die „Activities“, wie es der Club bescheiden nennt, haben viel Gutes für gute Zwecke bewirken können. Da war der viel gekaufte Adventskalender, das von der Gemeinde Kriftel organisierte internationale Jugendcamp, das populäre Entenrennen bei den Spielen im (Krifteler Freizeit-)Park, die Spenden für die Anschaffung eines Bodentrampolins für die Kindertagesstätte Zwergenhöhle und den Hattersheimer Tierpark. Der erhielt die größte Einzelspende in Höhe 5000 Euro. Nicht zu vergessen das Kinder-Parlament der Regenbogenschule in Hattersheim, das 900 Euro für Obdachlose gesammelt und gespendet hatte. Unter dem großen Applaus des Auditoriums ließ die Lions Club Präsidentin das Ergebnis der Unterstützung verlauten: 2023 summierte es sich auf 33.000 Euro mit einem Einsatz von mehr als 300 Stunden.
Mitsprache gefordert
„Bewundernswert“, bilanzierte die Referentin des Abends, Hanna-Lena Neuser, Direktorin der evangelischen Akademie Frankfurt, ihre Eindrücke des Abends. Es sei wünschenswert, dass alle eine so positive Haltung und vielfältige Räume zur Demokratiestärkung für die Jugend hätten. Denn sowohl der Lions Club Hattersheim-Kriftel als auch die Gemeinden würden beispielhafte Jugendarbeit leisten. Das sei nicht genug zu loben. „Gäbe es doch überall Hattersheim oder Kriftel“, lautete ihr Stoßseufzer.
Bei den unter 25-Jährigen gehe es immerhin um ein Viertel der Gesellschaft. Laut der Shell-Studie 2019 tendierten schon damals von den unter 25-Jährigen 24 Prozent hin zu Populismus. In gesteigerter Form sogar zu einem Nationalpopulismus. Gleichzeitig würde diese „Generation Pragmatismus“ aber auch vermehrt Mitspracherecht (Umweltthemen, Nachhaltigkeit) einfordern und sich immer wieder flexibel anpassen. Permanente Weltkrisen seien für diese resiliente Haltung ursächlich. Wie also damit umgehen? Wichtig sei es, demokratisches Verhalten vorzuleben, auch gerade von Lehrkräften und Menschen mit Verantwortung. „Unsere Generation muss lernen, Macht mit der Jugend zu teilen“, forderte Neuser. Demokratie ist anstrengend, brachte sie es auf den Punkt. „Junge Leute wollen mitgestalten und erleben, dass ihre Meinung, ihr Handeln eine Wirkung auf die Gemeinschaft hat.“ Anschließend in der Diskussion waren sich viele einig, dass es für Jugendliche mehr Teilhabe geben müsse. Alexander van de Loo