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Lichtblicke in dunkler Jahreszeit
Malgruppe NA35 zeigt Werke im Rathaus
von Alexander van de Loo Ein proppenvolles Foyer im Krifteler Rat- und Bürgerhaus, mittendrin ein hochgewachsener imposanter Weihnachtsbaum, auf der Bühne ein Flügel und an den Wänden neue Ein- und Aussichten: Am Mittwoch, den 4. Dezember, wurde im Rathaus Kriftel die Ausstellung der Malgruppe NA35 eröffnet. Dem zahlreich erschienenen Publikum boten sich Einblicke in die Vielfalt der Ölmalerei und die künstlerischen Visionen der Gemeinschaft. Ingrid Franke, eine der Künstlerinnen, führte charmant durch den Abend und äußerte Erhellendes zu den Werken und der Ausrichtung der Gruppe.

Der Abend begann mit einer musikalischen Überraschung: Die beiden jungen Pianistinnen Chloé Mayumi Beyer (11 Jahre) und ihre Schwester Amelié (8 Jahre) verzauberten das Publikum mit Werken von Mozart, Schubert, Mendelssohn und einem vierhändigen Vorspiel aus Tschaikowskys Nussknacker. Die Darbietungen der kleinen „Wunderkinder“ wurden mit lautem Applaus und Bravorufen belohnt. Eigentlich, wie auch Ingrid Franke bewundernd feststellte, seien die beiden virtuosen Klavierkinder die eigentlichen Stars des Abends. Diese Einschätzung teilte auch Kriftels Bürgermeister Christian Seitz. Er lobte die außergewöhnliche Leistung der Geschwister und bezeichnete ihren Auftritt als perfekte Einstimmung in den Abend.
Für jeden Geschmack und jedes Budget
Auch an den Wänden gab es viel Kunstfertigkeit zu sehen. Die kontrastreiche Bandbreite der Künstlerinnen und Künstler sei schon auf der Einladung gut dargestellt, ein gut gefülltes Auditorium freue ihn, da seien „richtige Lichtblicke in der dunklen Jahreszeit“ an die Wand gehängt worden, so Seitz. Diese Ausstellung sei das Highlight des Jahres, erklärte er, ihm gefielen die sehr unterschiedlichen Malweisen und Blicke auf die Realität, die sich in den Werken zeigten.
Der Vorsitzende des Kriftel Kulturforums, Dr. Frank Fichert, schloss sich den Ausführungen des Bürgermeisters an und stellte das Kulturforum in seinen Angeboten dar. Ingrid Franke wiederum betonte, dass NA35, „anders als oft“ kein reiner Frauenverein sei, und hob auch die Erfahrung hervor, die das Durchschnittsalter mit sich brächte. „Unser Nesthäkchen ist 50 Jahre alt“, sagte sie schmunzelnd. Wie immer wurde ein Bild versteigert und der Erlös ging an die Bürgerstiftung Kriftel.
Suprematismus und Surrealismus

Mit Preisen, die von Postkarten für drei Euro bis etwa 500 Euro für ein größeres Gemälde reichten, hatte da so mancher Besucher ein Weihnachtspräsent gefunden. Ein Geschenk sei auch die Muße zu malen, sinnierte Franke, man vergesse schnell Zeit und Raum, wenn man kreativ vor der Leinwand tätig sei. Die etwa 60 Exponate ließen durchaus Anklänge an berühmte Kollegen zu: Da gab es russischen Suprematismus, Surrealismus, gespachtelten Impressionismus und Hyperealismus zu sehen. Mal grüße ein Gerhard Richter, mal glaube man sich in die Gestaltung der 60er Jahre zurückversetzt, so Franke.
Die Gruppe, deren Name auf die Adresse ihres Ateliers in der Nassaustraße 35 in Hofheim-Wallau zurückgeht, besteht aus Malerinnen und Malern mit unterschiedlichsten Hintergründen. Ursprünglich aus VHS-Malkursen hervorgegangen, hat sich NA35 zu einem kreativen Netzwerk entwickelt, das von der Leitung des Diplom-Kunstmalers Yuriy Ivashkevich maßgeblich geprägt wird. Ivashkevich unterstützt die Mitglieder mit seiner internationalen Expertise und inspiriert sie zu immer neuen künstlerischen Ansätzen.
Staubsauger und Wischeimer
Die Werke der Gruppe zeichnen sich durch beeindruckende Bandbreite aus. Ihre bevorzugte Technik, die „Königsdisziplin“ Ölmalerei, wird im Rathaus auf unterschiedlichste Weise interpretiert: von realistischen Stillleben und Landschaften bis hin zu abstrakten Kompositionen und experimentellen Ansätzen, bei denen moderne Technologie – wie beispielsweise digitale Bildbearbeitung – als Grundlage dient. Auch Themen wie Dimension und Perspektive wurden kreativ aufgegriffen, etwa bei der Darstellung alltäglicher Objekte – Putzsachen wie Staubsauger und Wischeimer - die in ungewohnten Kontexten dargestellt wurden.
Alle ausstellenden Künstlerinnen und Künstler - Marlene Bäsius, Maria Ellermann, Else Lehmann, Karin Lehmler-Henrici, Christa Ludwig, Cornelia Ringenberg, Gerald Schetter, Greg Thurgood, Dr. Willi Zimmermann und Max Zimmermann - und ihre Schwerpunkte wurden von Ingrid Franke in ihrer Rede kurz vorgestellt. Am Ende kam die Laudatorin noch einmal auf die Pianistinnen zu sprechen: Deren "Klangfarben" harmonierten perfekt mit den ausgestellten "Farbklängen" auf der Leinwand.
Bis zum 20. Dezember kann sich jeder Kunstinteressierte zu den gängigen Öffnungszeiten der Gemeindeverwaltung selbst ein Bild machen.