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DAS passiert in Kriftel

Bürgermeister Seitz legt Asylbericht vor

Asyl- und Integrationsbericht: Nachfrage nach Wohnraum bleibt große Herausforderung   

Über die aktuelle Situation in den beiden Flüchtlingsunterkünften in Kriftel sowie die weitreichenden Bemühungen für eine gute Integration der Geflüchteten und Menschen mit Migrationshintergrund in das gesellschaftliche Leben in Kriftel informierte jetzt Bürgermeister Christian Seitz in den Ausschüssen.

„Seit vielen Jahren setzt sich die Gemeinde Kriftel mit einer Vielzahl von Angeboten und Initiativen für die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in das gesellschaftliche Leben ein. Dabei spielen der Ausländerbeirat, der Arbeitskreis Flüchtlinge und Integrationslotsen eine zentrale Rolle“, so Seitz. „Diese Gremien tragen nicht nur durch die Entwicklung von Vorschlägen für Integrationsmaßnahmen wesentlich bei, sondern übernehmen auch aktiv viele Aufgaben im Rahmen ihres ehrenamtlichen Engagements.“

Kriftel habe bereits frühzeitig verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die Integration zu fördern. Hierzu gehören unter anderem die Organisation vielfältiger Sprachkurse sowie die Auszeichnung von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund für besondere Leistungen an der Weingartenschule. Ein weiteres bedeutendes Element der Integ-rationsarbeit sei die Lernstube, die seit über 40 Jahren ein fester Bestandteil der Bildungsförderung in Kriftel ist. Sie hilft Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund dabei, schulische Inhalte besser zu verstehen und erfolgreich zu lernen.

229.751 Asylanträge in Deutschland gestellt – Situation in Kriftel

Im Jahr 2024 wurden beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge insgesamt 229.751 Asylanträge gestellt. Auch wenn das einen Rückgang von etwa 30,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet, ist die Zahl immer noch sehr hoch. Die häufigsten Herkunftsländer der Antragsteller waren Syrien, Afghanistan und die Türkei. „Dass die Kommunen weiterhin viele Geflüchtete in staatlich organisierten Unterkünften unterbringen, liegt daran, dass viele der Geflüchteten, die bereits seit 2015 in Deutschland leben, immer noch in Asylunterkünften wohnen. Der Grund: Ihre Asylanträge wurden noch nicht anerkannt oder sie fanden aufgrund des angespannten Wohnungsmarktes keine eigenen Wohnungen“, heißt es im Asylbericht.

Die Zahl der nach Deutschland kommenden Flüchtlinge sei 2024 weiterhin gestiegen, was die Städte und Gemeinden bei der Unterbringung vor große Herausforderungen stelle, so Seitz. Der Main-Taunus-Kreis verteile die ihm zugewiesenen Flüchtlinge auf die Städte und Gemeinden zur Unterbringung. Im Rahmen einer Vereinbarung zwischen den Städten und dem Main-Taunus-Kreis sollen insbesondere die anerkannten Flüchtlinge aus den Gemeinschaftsunterkünften in andere Wohnräume umgesiedelt werden, um Platz für neue Zuweisungen in den Unterkünften zu schaffen. So konnten im Februar 2024 insgesamt 12 anerkannte Flüchtlinge aus der Gemeinschaftsunterkunft des Main-Taunus-Kreises in der Richard-Wagner-Straße 109 sowie aus der gemeindeeigenen Unterkunft in der Hofheimer Straße 56a in Obdachlosenunterkünfte der Gemeinde umziehen.

Seit Anfang 2024 wurden der Gemeinde Kriftel insgesamt 20 Flüchtlinge durch den Main-Taunus-Kreis zur Unterbringung in einer Gemeinschaftsunterkunft zugewiesen. Die Unterbringung der Geflüchteten aus der Ukraine erfolgte größtenteils in privaten Haushalten, was die große Hilfsbereitschaft der Bevölkerung widerspiegelt. Es wird davon ausgegangen, dass bis zu 100 Personen in der Gemeinde untergekommen sind. Aktuell sind zudem insgesamt 65 Personen durch das Ordnungsamt Kriftel in Notunterkünften in Kriftel eingewiesen, um drohender Obdachlosigkeit vorzubeugen.

76 Geflüchtete in den Unterkünften

In der Gemeinschaftsunterkunft in der Hofheimer Straße stehen aktuell insgesamt 30 nutzbare Mobilheime zur Verfügung, wobei sieben zur Unterbringung von Obdachlosen genutzt werden. Die verbliebenen 23 Mobilheime sind aktuell mit 43 Personen belegt. In der Gemeinschaftsunterkunft des Main-Taunus-Kreises in der Richard-Wagner-Straße sind zurzeit 33 Personen untergebracht. Der Großteil der Geflüchteten stammt aus Afghanistan, die übrigen kommen aus Guinea, der Ukraine, dem Irak, Somalia und Pakistan.

Um Geflüchtete, die aufgrund ihrer Anerkennung berechtigt sind, aus den Gemeinschaftsunterkünften auszuziehen, unterzubringen, wurde das Thema der Wohnraumschaffung in Kriftel bereits frühzeitig angegangen. „Die Gemeinde hat den Bestand an eigenen Wohnungen oder der Wohnungen mit Belegungsrechten kontinuierlich erweitert. Das Neubauprojekt der Gewobau in der Raiffeisenstraße hat dazu beigetragen, dass dem Wohnungsangebot 48 weitere Wohnungen hinzugefügt werden konnten“, so Seitz. Durch Umzüge von Mietern in diese neuen Gewobau-Wohnungen wurde zusätzlicher Wohnraum für bleibeberechtigte Personen frei. „Auch im Baugebiet Krifteler Wäldchen entstehen in naher Zukunft viele neue Wohnungen“, betont er. Trotz dieser Bemühungen bleibe die hohe Nachfrage nach Wohnraum jedoch eine Herausforderung.

Regelmäßige Sprechstunden im Rathaus – viele Angebote

Seit August 2018 ist Semiha Eroglu-Buch als Sozialarbeiterin in der Gemeinde Kriftel tätig. Ihr Aufgabenbereich umfasst die Organisation und Optimierung von Integrationsmaßnahmen und Projekten, die Nutzung von Förderprogrammen, die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und Kommunen sowie den Aufbau erforderlicher Strukturen zur Bewältigung dieser Aufgaben. Sie bietet regelmäßig Sprechstunden im Rathaus an. Darüber hinaus ist sie für die Gemeinschaftsunterkunft in der Hofheimer Straße verantwortlich sowie zentrale Schnittstelle zwischen der Gemeinde, dem Main-Taunus-Kreis, ehrenamtlich Tätigen und den betroffenen Personengruppen.

Angebote gibt es in Kriftel viele im Rahmen der Flüchtlingsarbeit: dazu gehören die Kleiderkammer „Come In“ und die Fahrrad-Werkstatt des Familienzentrums, der vom Ausländerbeirat Kriftel und dem Familienzentrum organisierte Internationale Spielkreis, der Internationale Frauentreff und die in Zusammenarbeit zwischen dem Ausländerbeirat und der Gemeindeverwaltung organisierte Sprachkurse für Frauen im Rahmen des Landesprogrammes "Mama lernt Deutsch". Diese werden auch in diesem Jahr fortgeführt.

Außerdem gibt es in Kriftel 13 Integrationslotsinnen und -lotsen: Das sind engagierte Mitbürgerinnen und Mitbürger, die Geflüchteten und Migranten partnerschaftlich bei der Integration helfen. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, über Angebote und Möglichkeiten in der Gemeinde oder im Kreis zu informieren und Kontakte zu Behörden, Organisationen, Vereinen oder Beratungsstellen herzustellen. Damit fördern sie die Selbstständigkeit der Geflüchteten und Migranten, helfen ihnen, sich in ihrem neuen Umfeld zurechtzufinden.

„2019 haben wir erfolgreich einen Antrag im Rahmen des Landesprogramms ‚WIR – Wegweisende Integrationsansätze Realisieren‘ gestellt. Seither profitieren wir von Fördergeldern, die Projekte zur Integration unterstützen 2024 erhielten wir einen Zuschuss in Höhe von 13.450 Euro und auch für 2025 wurde ein Folgeantrag gestellt“, so Seitz.

Neben den Integrationslotsen engagieren sich in der Gemeinde Kriftel auch vier Gesundheitslotsinnen und -lotsen, die Geflüchteten und Migranten beim Zugang zum Gesundheitssystem unterstützen. Sie begleiten unter anderem bei Bedarf zu Arztterminen.

Das Förderprogramm „Sport und Flüchtlinge“ läuft erfolgreich in Kriftel seit 2019. 2024 wurde es um die Zielgruppen „Menschen mit Migrationshintergrund“ und „sozial benachteiligte Menschen“ erweitert und in „Sport integriert Hessen“ umbenannt. Der in Kriftel tätige Sportcoach und seine Tandem-Partnerin konnten zahlreiche Kinder und Jugendliche, darunter auch viele Geflüchtete, in örtliche Sportvereine vermitteln. Ein Schwerpunkt wurde auf Schwimmkurse gelegt.

Die internationale Fußballgruppe bleibt weiterhin aktiv und trifft sich regelmäßig. Etliche Spieler sind zwischenzeitlich auch im örtlichen Fußballverein und Vereine der Umgebung Mitglieder geworden. Der angebotene Kurs „Frauen in Bewegung“, speziell für Frauen, die kulturell bedingt vorher wenig Sport gemacht haben, wurde umstrukturiert: Tanz als gemeinsame Sprache steht nun im Mittelpunkt des 2024 neu benannten Kurses „Tanz dich fit“.

Das Pilotprojekt „Fit in Deutsch“, das im Rahmen von „Sport integriert Hessen“ gestartet wurde, kombiniert Sport mit Sprachförderung und bietet eine zusätzliche Möglichkeit, Deutschkenntnisse zu verbessern.